>presse>2001.01

Furttaler vom 19. Januar 2001

Teilautonome Schule Petermoos

Wohlvorbereitet - der Start zur letzten TaV-Etappe

Mit dem neuen Jahr beginnt für die Schule Petermoos die letzte Etappe auf dem Weg zu einer teilautonomen Schule, denn der Schulversuch TaV ist auf drei Jahre befristet und endet damit am Ende des laufenden Schuljahres.
Bis dahin muss die Schule Petermoos ihre Form, ihre Struktur, ihre Identität, ihre "Philosophie" gefunden haben, mit der sie in Zukunft ihren Betrieb organisieren, gestalten und führen will. Und sie soll dies unabhängiger, autonomer und mit mehr Eigenverantwortung tun als bisher. Ein beachtlicher Teil der Arbeit ist bereits geleistet und verschiedene Elemente der Reform sind bereits eingeführt oder in Erprobung. Dennoch gibt es noch viel zu tun. Und das wird auch angepackt.


Der Rahmen - das Organisationsstatut
Ein provisorisches Organisationsstatut, das die Neuaufteilung von Aufgaben und Kompetenzen zwischen den Schulbehörden, den Schulleitungen und den Kollegien der Schulen regelt, ist bereits als "Startmodell" in zwei Stufen provisorisch in Kraft gesetzt worden. In den kommenden Monaten sollen weitere Erfahrungen gesammelt werden, die dann für das neue Schuljahr in eine definitive Regelung einfliessen sollen.

Ständige Schulentwicklung
Organisation, Struktur und Kompenzzuteilungen bilden den wichtigen äusseren Rahmen, innerhalb dem die Schulen nun ihre neuen Gestaltungsaufgaben wahrnehmen sollen. Diese werden unter der Führung der Schulleitung in kontinuierlicher Teamarbeit in Gruppensitzungen und im Konvent bearbeitet. Dies geschieht zum Teil in den regelmässigen Konventen und vielen Sitzungen der Arbeitsgruppen. Wichtige Etappenziele, bindende Entscheidungen und weitreichende Beschlüsse werden dann an Weiterbildungs- und Arbeitstagen vom Gesamtkollegium bereinigt, beurteilt, beschlossen. Dies war auch wieder der Fall am Weiterbildungstag im Dezember. An eineinhalb Tagen wurden im Petermoos an der Verbesserung des Schulbetriebs auf verschiedenen Ebenen gearbeitet.

Optimierung des Unterrichts
Eine Fachgruppe entwickelt Lösungen, für die (bedingt durch die längere Dauer des Fremd-sprachenunterrichtes) zunehmende Zahl von Schülern, die dem Französisch- oder Englischunterricht nicht mehr zu folgen vermögen. Im Vordergrund stehen im Moment die Bedingungen, unter denen Kinder von diesem Unterricht dispensiert werden können und die dabei notwendigen Begleitmassnahmen.
Ein Dauerthema bleiben in der Gegliederte Sekundarschule die Stoffabsprachen zwischen den verschiedenen Abteilungen und Niveaus. Trotz vom Lehrplan vorgegeben Lernzielen ist eine gewisse Koordination zusätzlich notwendig, damit die Durchlässigkeit gewährleistet bleibt. Diese Koordination braucht funktionierende Organisationsformen, welche die Abstimmung von Stoff und Methoden und die fachliche Weiterentwicklung garantieren.

Computerausrüstung
Die Nutzung von Computern im Unterricht ist im Petermoos bereist sehr weit entwickelt. Die Schule ist bereits recht gut ausgerüstet mit den entsprechenden Geräten, die ganze Schule ist vernetzt und der Zugang zum Internet permanent gewährleistet.
Obwohl ein Computerraum für den Klassenunterricht bereitsteht und auch einzelne Terminals in den Klassenzimmern zur Verfügung stehen, ist das Platzangebot zu klein, um den Informatikunterricht, den Sprachunterricht und die übrige Arbeit am Computer abzudecken. Darum wird von einer Fachgruppe der Ersatz des alten Sprachlabors durch eine Multimediaanlage studiert, die vor allem dem Sprachtraining dienen soll. Die entsprechenden Abklärungen sind weitgehend abgeschlossen und sollen bis zum kommenden Frühjahr zu einem Antrag an die Schulpflege führen.

Lehrerarbeitsplätze
Ein Team von 25 Mitarbeitern braucht auch in der Schule gut eingerichtete Arbeitsplätze, damit es seine Aufgaben bestmöglich lösen kann - sowohl für die Einzelarbeit wie für die Teamarbeit. Eine Gruppe ist darum damit beauftragt, einen Vorschlag zu erarbeiten, wie der Lehrerarbeitsbereich optimiert werden kann.
In weiteren Gruppen wurden bereits laufende Projekte (Jahresthema, Gesundheit) weiterentwickelt.


Schulsozialarbeiter
Das zentrale Thema am zweiten Arbeitstag war aber die Einstellung eines Schulsozialarbeiters für die Schule Petermoos. Auch bei uns häufen sich die Situationen, in denen Schülerinnen und Schüler aus den verschiedensten Gründen grosse Probleme mit der Schule und ihrem Umfeld haben. Es sind Schwierigkeiten, die oft ihren Ursprung ausserhalb der Schule haben, die aber ganz massiv in den Schulalltag hineinwirken und für die betroffenen Kinder und ihre Klassen zu schweren Belastungen führen können. Die Lehrkräfte sind immer öfter zeitlich und fachlich nicht mehr in der Lage, sich mit diesen Kindern genügend kompetent und intensiv zu befassen und ihnen zu helfen. Diese "Betreuungslücke" soll durch die Einstellung eines Schulsozialarbeiters gefüllt werden.

Bevor es zu einer Anstellung kommt, müssen die Erwartunge, die die Schule an eine solche Institution stellt, geklärt und die Anforderungen an die einzusetzende Person genau definiert werden. Zwar steht dem Schulhaus Ruggenacher bereits seit dem letzten Sommer eine Sozialarbeiterin zeitweise zur Verfügung, aber trotz sehr positivem Echo ist die Zeit noch zu kurz, um die gemacht Erfahrungen nun bereits auszuwerten. Darum wurde mit Andreas Hartmann aus Volketswil ein Schulsozialarbeiter eingeladen, der bereits auf einig Jahre Erfahrung zurückblicken kann und dem Kollegium Petermoos in einem ausführlichen hochinteressanten Referat von seiner Arbeit und seinen Erfahrungen berichten konnte. In intensivem Gespräch wurden organisatorische, pädagogische und betriebliche Aspekte seiner Aufgabe besprochen und diskutiert, was für alle Teilnehmer dieses Informationsnachmittags eine wesentliche Klärung und Konkretisierung in Bezug auf den Einsatz, die Chancen und Möglichkeiten, aber auch die Grenzen dieser Institution brachte. Einig war man sich aber nachher noch stärker als vorher, dass sie für die Schule Petermoos eine unabdingbare, dringende Notwenigkeit darstellt.

Ein Verlust - das Wortzeugnis
Zum Abschluss der zwei Arbeitstage musste das Kollegium noch einen schwerwiegenden Entscheid fällen. Die Gegliederte Sekundarschule Petermoos ist aus dem AVO-Versuch hervorgegangen. Ein wichtiges Versuchselement war damals eine neue Form der Schüler-Qualifikation, das Wortzeugnis. Dieses ist bis heute im Petermoos in Gebrauch. Nun hat aber die Bildungsdirektion verfügt, dass dieses zwar sehr aufwändige, aber bewährte Instrument abgeschafft und durch ein Zahlenzeugnis ersetzt werden muss. Die neuen Erstklässler werden Ende Januar erstmals ein solches erhalten. Das Kollegium bedauert diesen Rückschritt ausserordentlich und hält ihn für einen gravierenden Qualitätsverlust. Es versucht aber, wenigstens einen Teil des alten Beurteilungssystems zu retten, indem es beschloss, freiwillig dem Schülerzeugnis zwei Mal eine von allen zuständigen Lehrkräften akzeptierte Verhaltensqualifikation beizufügen. Form und Inhalt dieser Beilage wurden ausführlich besprochen und mit grossem Mehr angenommen. Damit verpflichteten sich die Lehrkräfte, auch weiterhin in einem beschränkteren Rahmen das Zeugnis als Förder- und nicht nur als Selektionsinstrument zu nutzen.
Auch an diesem Arbeitstag wurden im Petermoos wichtige Weichen gestellt, um auch in Zukunft eine lebendige Schule mit eigenem Profil und mit ständiger Entwicklungsbereitschaft zu bleiben - eben das, was der TaV-Versuch als Ziel anstrebt.