>presse>2001.05

Furttaler vom 25. Mai 2001

BUCHS: Aus dem Oberstufenschulhaus Petermoos

 

Pemo bleibt teilautonome Schule

 

Nach erfolgreichem Abschluss des Versuches wird die Oberstufenschule Petermoos in eine ordentliche teilautonome Volksschule (TaV) überführt. Die schulhausinternen Vorarbeiten konnten rechtzeitig abgeschlossen werden. Am Organisationsstatut, das die Aufgabenteilung zwischen Schulpflege und Schulleitung regelt, wird noch intensiv gearbeitet.

Letzten Dienstag fand im Schulhaus Petermoos am Ende der dreijährigen TaV-Versuchsphase die Abschlussevaluation statt. Zusammen mit Vertretern der Schulpflege, des Elternteams und der Bildungsdirektion hielt die gesamte Lehrerschaft Rückblick.

In dieser Versuchszeit wurden von verschiedenen Arbeitsgruppen mehrere Projekte vorangetrieben. Am Anfang stand die Erarbeitung von Leitbildern für die Schule Petermoos und das Elternteam im Zentrum. Der „Furttaler“ berichtete darüber. Seither galt es, Lösungen für wichtige, im Leitbild verankerte, Zielsetzungen zu finden.

Im Rahmen dieser Berichterstattung können wir nur auf drei Schwerpunkte eingehen, wer mehr wissen will, ist jederzeit zu einem Besuch im Schulhaus willkommen.

Elternmitarbeit

Seit Bestehen des Schulhauses arbeiten Eltern mit. Im Rahmen der TaV konnte dank einem sehr engagierten Vorstand das Elternteam institutionalisiert und die Zusammenarbeit mit der Schule klar geregelt werden. Eine Schule ohne intensive Elternmitarbeit ist im Petermoos nicht mehr denkbar. Elternvertreter denken nicht nur in vielen Arbeitsgruppen mit. Sie sind an Umstufungsentscheiden beteiligt und arbeiten an den schulinternen Fortbildungstagen mit. Rosemarie Voegelin und Peter Scheifele sind wichtige Bezugspersonen der Bildungsdirektion und waren in letzter Zeit unter anderem in Stammheim, Russikon, Otelfingen, Ossingen, Windisch und beim Verein für „Schule und Elternhaus“ um über den Einbezug der Eltern in die Schule zu referieren.

Schülermitbestimmung

Die Schule hat seit Jahren immer wieder versucht, die Schülermitbestimmung zu verstärken. Das hochgesteckte Ziel ist eine Demokratisierung der Schule, denn kaum werden unsere Schüler aus der Schule entlassen, werden sie schon zu Stimmbürgern. Auch hier konnte die Mitwirkung der Schüler klarer geregelt werden. Das Schülerparlament wurde definitiv etabliert und befasst sich mit den Wünschen der Schülerschaft. Zur Zeit werden Vorschläge zur angenehmeren Gestaltung der Pausen und der Pausenplätze sowie die Einrichtung eines Pausenkioskes diskutiert. Es zeigt sich, dass die Schüler sich sehr wohl fühlen und noch nicht so recht dazu zu bewegen sind, sich mit Problemen zu befassen, die ihnen mehr Mitspracherecht ermöglichen, aber auch mehr Verantwortung übertragen würden. Da liegt noch ein langwieriger Prozess vor uns.

Die Schülerorganisation schreibt und gestaltet die regelmässig erscheinende Schülerzeitung, betreut das schulinterne Pausenradio und sorgt für einen reibungslosen Getränkedienst. Sie befasst sich auch mit Freizeitangeboten für die Schülerinnen und Schüler und hat erfolgreich einen Skitag durchgeführt. Zur Zeit organisiert sie einen Ausflug in den Europa-Park.

Sozialarbeiter

Seit den Frühjahrsferien steht Lehrern und Schülern mit Herrn Martin Müller ein Schulsozialarbeiter zur Verfügung. Er ist an drei Tagen der Woche im Schulhaus anwesend, sein Büro ist für alle offen. Wenn Kinder bei ihm Hilfe und Rat suchen, nimmt er nur mit Eltern oder Lehrern Kontakt auf, wenn die Kinder damit einverstanden sind.

Einstimmigkeit für Teilautonomie

Zu diesen und vielen andern Themen mussten in Dreiergruppen Steps (Erfolge) und Flops (noch zu kleine Fortschritte) gesucht werden. Erfreulicherweise wurden viele Steps zusammengetragen. Flops entstanden hauptsächlich, weil die nötige Zeit einfach fehlte um gute Lösungen zu finden .

Negativ wurde vor allem vermerkt, dass im Schulhaus die Hektik noch grösser wurde, und die Belastung für die Lehrerschaft wie für das Elternteam weiter zunahm. Da aber alle, die Lehrkräfte wie die Eltern- und Behördenvertreter sich einig waren, dass vor allem die Schülerinnen und Schüler profitieren, kam es bei der Schlussabstimmung zu einem einstimmigen Entscheid für die Teilautonomie der Schule Petermoos.

Schulbehörde

Noch ist an der Schnittstelle Schulpflege/Schulleitung vieles unklar. Eine vorberatende Kommission ist intensiv daran, ein Organisationsstatut zu erarbeiten. Darin müssen Kompetenzen wie Verantwortungen klar zugeteilt werden. Es wird versucht, im operativen Bereich möglichst viele Pflichten und Befugnisse auf die Schulhausebene zu verlagern.
Ausblick

Gemäss dem Vertreter der Bildungsdirektion werden nach den Sommerferien im Kanton Zürich ca. 150 Schulen am Versuch teilnehmen oder schon teilautonom organisiert sein. Im Jahr 2002 wird voraussichtlich über das neue Volksschulgesetz abgestimmt, so dass auf das Schuljahr 2003/2004 die „Teilautonome Volksschule“ im Kanton eingeführt werden kann. Sollte das Volk die Vorlage ablehnen, würde für die bereits bestehenden teilautonomen Schulen eine Sonderregelung gesucht.

Die Lehrerschaft im Petermoos bemüht sich schon heute, offen und transparent zu sein, die Oeffentlichkeit gut und ehrlich zu informieren, Probleme nicht zu verschweigen. Sie ist dankbar für das grosse Vertrauen, das ihr von Eltern wie von Behörden entgegengebracht wird.

Dank dieser wohlwollenden Basis konnte die erweiterte Schulkonferenz am letzten Diestag beschliessen, sich zum Ziele zu setzen, als teilautonome Schule Petermoos noch offener zu werden, die Türen noch weiter und noch häufiger zu öffnen.

Dazu müssen bestehende Strukturen gesprengt und Barrieren abgebaut werden. Dank der Schüler- und Elternmitarbeit, der Hilfe durch den Sozialarbeiter und vermehrtem Einbezug der Musikschule, dank zusätzlichen Angeboten von weiteren Behörden, Vereinen und Institutionen wird die Schule Petermoos den Schülerinnen und Schülern und der Bevölkerung auch ausserhalb der Unterrichtszeiten gute Dienste leisten können.

Das Berufsbild des Lehrers hat sich in der letzten Zeit stark geändert. Jetzt muss sich auch das Gesamtbild der Schule ändern. Davon sind die Behörden, weitere Institutionen und nicht zuletzt vor allem die Abwarte betroffen. Eine Schule, die ihren Kindern, Eltern und der Bevölkerung möglichst viel offen steht, verlangt von allen Umdenken und grosse Umstellungen.