Schule Petermoos
Rezepte aller Art gesucht

Vier Projekte zur Schulentwicklung sind bei den Jahrgangsteams und der Schulleitung im Schulhaus Petermoos in Bearbeitung. Planung, Analysen der aktuellen Verhältnisse, Erarbeitung und Einführung von Massnahmen sind auf drei Jahre vorgesehen. Nach der ersten „Halbzeit“ wurde gegenseitig informiert und Bilanz gezogen.

Schule und Eltern

Während der ganzen Projektzeit soll die Teilnahme der Eltern an Schulaktivitäten sorgfältig beobachtet und protokolliert werden. Gleichzeitig wird nach Möglichkeit gesucht, den Eltern den Zugang zur Schule zu erleichtern, Hemmungen abzubauen, um die Kontakte zu verbessern und zu intensivieren.
Die institutionalisierte Zusammenarbeit mit dem Elternteam wurde ebenfalls überprüft. Die Projektgruppe hat Vorschläge und Varianten entwickelt, um die bisherigen Strukturen zu optimieren. Ziel ist es, mit den engagierten Eltern nach Wegen zu suchen, wie diese Zusammenarbeit effizienter und für beide Seiten noch befriedigender gestaltetet werden kann.
Die Arbeitsgruppe erstellte ein optimiertes Konzept, das mehr Verbindlichkeit
schafft, Kompetenzen klärt, und klarere Abläufe und Struktur einführt. Zudem sollen Formen geschaffen werden, durch die Eltern, die sich zwar für die Schule ihrer Kinder interessieren, sich aber nicht ständig aktiv engagieren möchten, einen leichteren und regelmässigeren Zugang dazu finden.

Erhöhung der Lernbereitschaft

Unterricht wird heute oft stark erschwert, weil viele Kinder innerlich zu wenig dafür bereit sind.
Die Arbeitsgruppe bot der Lehrerschaft eine grosse Zahl von praktischen Unterrichts-Rezepten an, welche während einiger Wochen evaluiert wurden.
Die Umsetzung erwies sich als schwierig. Der grosse zusätzliche Aufwand neben dem „Alltagsgeschäft“ verhinderte weitgehend, dass die Erprobung so durchgeführt werden konnte, dass die Ergebnisse wirklich aussagekräftig waren. Auch erwies es sich, dass gegebene Schulstrukturen bestimmte wünschenswerte Unterrichtsformen kaum zulassen.
Es wird versucht, die Erprobung von einigen Unterrichtsrezepten fortzusetzen, um die gesteckten Ziele doch noch zu erreichen.

Arbeitsbedingungen

Der Auftrag der Schulleitung war, Massnahmen zu finden, welche die zunehmende Hektik im Schulalltag, die ein ruhiges, kontinuierliches Arbeiten zunehmend erschwert, abzubauen.
Die Arbeitsgruppe widmete sich einem intensiven Studium der Fachliteratur. Ihr Fazit: Stress und Hektik sind weniger, als wir angenommen haben, strukturbedingt. Sie hängen vor allem von der Persönlichkeit der Mitarbeiter ab.
Es werden dennoch konkrete Massnahmen geprüft, um im Schulhaus den Kolleginnen und Kollegen Möglichkeiten zum Stressabbau anzubieten. Es ist auch zu überprüfen, ob nicht der hausgemachte Stress zum Teil auf selbst festgelegte, überzogene Ansprüche an Team und Einzelpersonen zurückzuführen ist.

Schnittstellen werden Nahtstellen

Der Übertritt unserer Schulabgänger ins Berufsleben verläuft nicht immer optimal. Deshalb wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die diesen Übergang, soweit er durch die Schule beeinflusst werden kann, optimieren soll. In mehreren Befragungen der Betroffenen (Lehrfirmen, Schulabgänger, Eltern, Berufsschulen) werden Schwachstellen ermittelt, welche durch geeignete Massnahmen ausgemerzt werden müssen.
Die Lehrmeisterumfrage deckte diverse Defizite unserer Schulabgänger auf, zeigte aber dennoch erfreulicherweise, dass die Mehrheit sich in der Lehre bewährt und ihr Können und Arbeitsverhalten mehrheitlich positiv beurteilt wird.
Ein erster Versuch, die schulischen Voraussetzungen für den Übertritt in Berufslehren oder weiterführende Schulen zu verbessern, bildet ein versuchsweise überarbeitetes Wahlfachkonzept für die Drittklässler, in dem es darum geht, gezielt Schwächen zu beheben und Stärken auszubauen. Dies geschieht auf Grund eines ausführlichen Leistungstests in der Mitte des zweiten Schuljahres.
Weitere Massnahmen werden nach der Auswertung der letzten Befragungen erarbeitet.

Rezept Betreuung Schülerinnen über Mittag

Immer mehr Kinder sind heute über Mittag zu Hause nicht betreut und verbringen diese Zeit gerne im Schulhaus. Immer dichtere Stundenpläne verkürzen zudem die Mittagszeit, so dass eine Heimkehr für einzelne Klassen kaum mehr möglich ist. Beides führt dazu, dass täglich eine beachtliche Anzahl Kinder über Mittag im Schulhaus bleibt, was immer öfter zu Schwierigkeiten führt.
Darum muss die Betreuung solcher Kinder über Mittag geregelt werden, wie das auch das neue Volksschulgesetz nun von den Schulen verlangt. Diesen fehlen aber für Erfüllung der neuen Aufgabe zurzeit weitgehend die Räume und das Personal. Die Schule Petermoos sucht nun auch hier Rezepte, um kurz- und mittelfristig das Problem anzugehen.
Bereits im letzen Schuljahr führte die Schülerorganisation unter der Leitung des Schulsozialarbeiters einen Versuch durch. Einmal in der Woche bot sie ihren Mitschülern und Mitschülerinnen ein einfaches Mittagessen an.
Alessia, eine der mit der Durchführung der Aktion betrauten Schülerinnen berichtet:“ Wer bei uns essen wollte, musste sich anmelden und konnte dann für fünf Franken bei uns essen. Wir haben dann in der kleinen Küche des ehemaligen Abwartshauses für sie gekocht. In der Pausenhalle, oder bei schönem Wetter im Freien, haben wir Tische und Bänke aufgestellt und das Essen dort ausgegeben. Beispielsweise Spaghetti, Hörnli mit Gehacktem oder auch Pizzas.
Die Stimmung war immer gut, wir hatten keinerlei Probleme mit unseren Kolleginnen und Kollegen. Für mich war die Aktion ein Erfolg, auch wenn sie von uns viel Einsatz verlangte und auch nicht immer alles so geklappt hat wie geplant, vor allem beim Aufräumen und Abwaschen.“
Die Aktion wurde Ende Schuljahr mit dem Austritt der beteiligten Schüler abgeschlossen. Im neuen Schuljahr erprobt nun die Schule eine neue Form. Wer nur eine Stunde Mittagszeit hat, darf diese im Schulhaus verbringen. Die Kinder nehmen ihren eigenen Lunch mit, werden aber von Lehrkräften während dieser Zeit betreut, so dass eine ruhige, entspannende Atmosphäre gewährleistet ist. Voraussetzung für die Teilnahme ist eine Anmeldung durch die Eltern. So ist auch sichergestellt, dass die Kinder die freie Zeit über Mittag auch wirklich im Schulhaus verbringen. Die Erfahrungen aus diesem Versuch werden zeigen, ob es sich lohnt, Angebote dieser Art zu institutionalisieren.


I
n der kleinen Abwartsküche wird für viele Kolleginnen und Kollegen das richtige Rezept gesucht. Trotz des kritischen Gaumens der Mitschüler ist dies etwas einfacher, als die besten Rezepte für eine gute Schule zu finden!

Ernst Burkhart