>presse>1976-2000

Tages-Anzeiger vom 11. November 1976:

Schulpflege und Lehrer erläutern das Versuchsziel

Regensdorf erhält die erste kantonale Versuchsschule.

le. Im kommenden Frühjahr soll in Regensdorf die erste Versuchsschule im Kanton Zürich gestartet werden. Mit diesem Versuch wird eine Reform der Volksschuloberstufe angestrebt (siehe Artikel "Der Oberstufenschulversuch Regensdorf"). Gemäss Schulversuchsgesetz bedarf ein solches Vorhaben der Genehmigung der Stimmbürger - die entsprechende Vorlage wird an der Regensdorfer Gemeindeversammlung vom 29. November behandelt. Der «Tages-Anzeiger» hat sich bei Lehrern und der Schulbehörde von Regensdorf erkundigt, was diese dazu bewogen hat, sich für diesen Versuch einzusetzen.

Schulpflege und Lehrerschaft von Regensdorf bezeichnen die heutige Dreiteilung der Oberstufe in Sekundar-, Real und Oberschule als unbefriedigend. Reallehrer Heinrich Keller meint sogar: «Die vielgepriesene Dreiteilung ist zum Scheitern verurteilt, denn mit Deutsch und Rechnen allein (den Promotionsfächern) lässt sich die Begabung eines Schülers niemals erfassen. Für die Gesamtbeurteilung müssten alle Fächer erfasst werden.» Schulpräsident Rolf Hunziker denkt an die spätere Berufswahl: «Heute sind vor allem einseitig Begabte benachteiligt. Einem guten Schüler reicht es beispielsweise nicht in die Sekundarschule, nur weil er in Sprache schwach Ist. Möchte er aber Buchhalter werden, wird die Sprache beinahe nebensächlich.» Sekundarlehrer Kurt Bannwart verweist auf zwei Legastheniker, die in seiner Klasse in Französisch und Deutsch «fast nicht tragbar», intelligenzmässig aber eindeutig Sekundarschüler sind. Sein Kollege Ernst Burkhart hat bisher darunter gelitten, «dass wir mit allen Schülern auf Mittelschulniveau arbeiten müssen, womit wir 80 Prozent der Kinder überfordern».

Dies ist nur ein Ausschnitt aus den Problemen, die Lehrer und Schulpflege bewogen haben, nach neuen Lösungen für die Oberstufe zu suchen. Nach Reallehrer Peter Nell muss sich die Schule viel mehr nach den Bedürfnissen des Kindes und der Familie richten: «Lebte Pestalozzi heute, würde er mit seiner Forderung nach Berücksichtigung von Kopf, Herz und Hand als Revolutionär bezeichnet. Dabei geht es doch tatsächlich darum, das Kind In seiner Ganzheit zu erfassen, vor allem sind die Leistungskriterien neu zu durchdenken. Es ist zum Beispiel eine grössere Leistung, wenn ein Schüler im Zeichnen etwas selbständig, schöpferisch durchgestaltet, als wenn er einfach eine Formel auswendig lernt.»

Bessere Berücksichtigung der individuellen Begabung.

Auf solche Fragen und Forderungen erhoffen sich die Regensdorfer Lehrer eine Antwort vom geplanten Versuch. Seit mehreren Monaten arbeiten sie gemeinsam mit der Pädagogischen Abteilung der Erziehungsdirektion an diesem Projekt. Besonderes Gewicht legen die Lehrer darauf, dass das Versuchsmodell der Dreiteilung (Sekundar-, Real- und Oberschule) durch die Aufteilung in Stammklassen und Niveaugruppen das Endgültige nimmt. Die Stammklasse sei nun nicht mehr so entscheidend, weil in den Niveaugruppen die individuellen Begabungen berücksichtigt werden können. So ist es möglich, dass ein Realschüler in Mathematik auf dem Niveau der Sekundarschule unterrichtet wird, was für die spätere Berufswahl ausschlaggebend sein kann.

Für die Bildung der Niveaugruppen werden verschiedene Wege beschritten. In Mathematik erfolgt die Zuteilung zunächst provisorisch bei Schuljahrbeginn anhand von Tests und nach Rücksprache mit dem 6.-Klass-Lehrer. Je nach Leistung kann im Laufe des Jahres mehrmals eine Umteilung erfolgen. In Französisch werden die Schüler aller

fünf Stammklassen bis zu den Sommerferien mit dem gleichen Lehrmittel unterrichtet. Danach erfolgt die Einteilung in Niveaugruppen nach Leistung.

«Ohne Leistung geht es nicht»

Dazu erläutert Heinrich Keller: «Ohne Leistung geht es auch hier nicht. Wenn sich der Schüler aber in einer leistungsmässig ausgeglichenen Gruppe wohl fühlt, kann er sich viel besser nach seiner Begabung entfalten. Dann aber empfindet er die Leistung auch nicht mehr als Belastung.» Gemäss dieser Auffassung dürfen auch Förder- und Stützkurse nicht etwa als Unterstützung eines Strebertums oder als zusätzlicher Leistungsstress verstanden werden. Stützunterricht soll ein Schüler nur erhalten, wenn er durch Krankheit, familiäre Schwierigkeiten oder andere ausserordentliche Umstände in Rückstand geraten ist. Förderkurse kommen nur in Frage, wenn einem offensichtlich unterforderten Schüler für den Anschluss an die nächsthöhere Niveaugruppe dort bereits vermittelter Stoff «nachgeliefert» werden soll.

Niveaukurse nicht überschätzen

Die Regensdorfer Oberstufenlehrer legen Wert darauf, dass bei diesem Versuch die Niveaugruppen nicht überbewertet werden. Mindestens so wichtig sind ihnen die Neuerungen in den Stammklassen, die auf «ganzheitliche Menschenbildung» ausgerichtet sind. Nach Sekundarlehrer Jörg Signer soll die erste Oberstufenklasse für die Schüler ein Orientierungsjahr werden, das heisst, in allen Klassen sollen die Kinder mit möglichst vielen Stoff- und Fachbereichen in Berührung kommen, damit sie in den beiden folgenden Jahren Freifächer bewusster nach ihren Neigungen wählen können. So ist für alle Klassen - für Knaben und Mädchen - Werken mit Holz, Metall und Textil sowie Kochen vorgesehen. Dazu Signer: «Bisher hatten die Oberschüler acht bis zehn Stunden Werken, die Sekundarschüler überhaupt keinen vergleichbaren Unterricht. Dabei Ist doch die Vorstellung absurd, alle Oberschüler wollten mit den Händen arbeiten, Sekundarschüler aber seien Kopfarbeiter.»

Im weitern wird versucht, anstelle der traditionellen Schulfächer «thematischen Unterricht» zu erteilen. Am Beispiel «Amerika» etwa wird Geographie, Geschichte, Wirtschaftskunde, Sprache behandelt; die Schüler sollen auf diese Weise lernen, in grösseren Zusammenhängen zu denken, statt Fächerwissen zu schubladisieren

Von der Teamarbeit «angezündet»

Im Lauf des Gesprächs betonten Schulpräsident und Lehrer immer wieder die wertvolle Zusammenarbeit unter der Lehrerschaft während der Projektvorbereitung. Dazu Reallehrer Heinrich Keller: «Die Arbeit im Team hat mich ,angezündet'. Bisher wusste ich nicht, was der Mittelstufen- oder der Sekundarlehrer macht; wir hatten aneinander vorbeigearbeitet. Kindgemässer Unterricht ist aber nur möglich, wenn die Lehrer der verschiedenen Stufen und Abteilungen zusammenarbeiten.» Schulpräsident Rolf Hunziker fügt hinzu: «Heute ist doch das Unbehagen in der Bevölkerung vor allem jungen Lehrern gegenüber gross. Man hat Angst, die Kinder kämen bei Junglehrern zu kurz, weil ihnen die Erfahrung fehlt. Die Zusammenarbeit, die bei uns begonnen hat, bietet Gewähr dafür, dass unerfahrene Lehrer bei ihren älteren Kollegen Unterstützung und Hilfe finden. Schon allein deswegen hat sich die hier geleistete Vorarbeit gelohnt.»


Der Oberstufenschulversuch Regensdorf

le. Am Schulversuch Regensdorf - der im Frühjahr 1977 im Schulhaus Petermoos (Buchs) beginnen soll - werden Schüler der ersten Oberstufenklasse beteiligt. Vorgesehen sind je zwei Sekundar- und Realschulklassen und eine Oberschulklasse (insgesamt etwa 110 Schüler). Der Versuch steht unter der Leitung der Erziehungsdirektion und wird vom Kanton finanziert. Voraussetzung für die Durchführung ist die Genehmigung durch die Regensdorfer Stimmbürger und die Genehmigung des Kredites durch den Kantonsrat.

Nach Ausführungen der Erziehungsdirektion soll der Versuch abklären, «wie alle Schüler des 7. bis 9. Schuljahres in einem einzigen Schultyp zusammengefasst werden können, ohne dass der intelligente Schüler zu kurz kommt und das schwächere Kind gleichzeitig überfordert wird».

Stammklassen und Niveaugruppen

Im ersten Versuchsjahr gliedert sich der Unterricht in Stammklassen und Niveaugruppen. Für das Schuljahr 1977/78 werden die Stammklassen nach dem bisherigen Zuteilungssystem für die Oberstufe gebildet: Die der Versuchsschule Petermoos zugewiesenen Schüler werden auf die ersten Klassen der Sekundar-, Real- und Oberschule verteilt. In diesen Stammklassen werden neben der Stoffvermittlung vor allem erzieherische Ziele verfolgt, die die Erziehungsdirektion folgendermassen umschreibt: «Es sollen insbesondere die Fähigkeiten und Interessen der Schüler geweckt werden, die sowohl zur Entwicklung der Persönlichkeit als auch zum Zusammenleben mit anderen Menschen befähigen. Durch das Erkennen der kulturellen, wirtschaftlichen und staatlichen Zusammenhänge soll der Schüler darauf vorbereitet werden, Aufgaben im späteren Leben übernehmen und dabei auftretende Probleme selbständig oder als Mitglied einer Gruppe lösen zu können.»

Für die Fächer Mathematik, Französisch und Teile der deutschen Sprachlehre ist eine Leistungsdifferenzierung vorgesehen. Für Französisch und Mathematik werden je vier Niveaugruppen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad gebildet. Die Einteilung in Leistungsgruppen soll vermeiden, dass Schüler in einzelnen Fächern über- oder unterfordert werden. Der Deutschunterricht in der Stammklasse wird im Verlauf des Schuljahres durch äussere Differenzierungsphasen unterbrochen.

Nach einer ersten Phase in der Stammklasse werden Lernschwächen und Neigungen ermittelt, wonach die Schüler den einzelnen Gruppen (z. B. Grammatik, Orthographie usw.) zugeteilt werden. Nach dieser Differenzierungsphase nehmen wieder alle Schüler am Deutschunterricht in der Stammklasse teil.

Durchlässigkeit

Der Unterricht wird so aufgebaut, dass für die Schüler während des Schuljahres ein Wechsel der Stammklasse wie der Niveaugruppe möglich ist. Mit der dadurch erreichten Durchlässigkeit soll der Entscheid über den weiteren Schul- und Berufsweg auf einen späteren Zeitpunkt .verschoben werden. Stammklassenwechsel sollen nur in geringem Masse erfolgen, um die Stabilität der Gruppe zu erhalten. Der Niveauwechsel nach oben wird in erster Linie durch Förderkurse erleichtert, ein Wechsel nach unten soll durch Stützkurse vermieden werden.


Der Kommentar

Vielversprechender Versuch

Hat der Berg eine Maus geboren? Diese Frage mag sich manchem Stimmbürger aufdrängen, der vom kantonalen Schulversuchsgesetz (es wurde am 7. September 1975 vom Zürchervolk gutgeheissen) eine umfassende Schulreform erwartet hat. Liegt doch heute lediglich das Projekt eines Oberstufenversuchs in Regensdorf für rund 100 Schüler vor. Die Skepsis mag noch zunehmen, wenn dieser kritische Bürger erfährt, dass die Vorbereitung dieses einzigen Versuchs bereits 260'000 Franken verschlungen hat und der Versuch selbst im ersten Jahr 400'000 Franken (zusätzlich zu den ordentlichen Schulkosten) erfordern soll. Die Begeisterung wird auch nicht grösser, wenn man feststellt, welch enormer kantonaler Verwaltungsapparat hinter diesem Projekt steht und welch grossen Papierkrieg dieser Apparat entfaltet. Einen Papierkrieg schliesslich, der Texte in einer pädagogischen Hochsprache produziert, vor der Nichteingeweihte nur kapitulieren können.

Wenn ich mir vom Regensdorfer Versuch trotz solch skeptischen Gedanken für die Reform der Volksschuloberstufe sehr viel verspreche, ist das auf ein Gespräch mit dem Regensdorfer Schulpräsidenten und den am Projekt beteiligten Lehrern zurückzuführen. In diesem Gespräch war von Verwaltungsapparat oder Papierkrieg nichts mehr zu spüren. Da breiteten nicht etwa Pädagogen ihr Fachwissen aus, sondern engagierte Lehrer legten dar, wie sie eine kindgemässere Oberstufe schaffen wollen. Die sorgfältige Vorbereitung und das Verantwortungsbewusstsein der Lehrer dürften den Eltern Gewähr bieten, dass dieser Versuch für ihre Kinder nicht nur kein Risiko bedeutet, sondern vielmehr eine besonders gute Vorbereitung auf den weiteren Bildungsweg bieten wird.

Schliesslich kann Regensdorf eine Premiere feiern, ist es doch die erste Gemeinde im Kanton Zürich, in der die Bürger in einer grundsätzlichen Schulfrage an der Gemeindeversammlung mitbestimmen können. Diese Entscheidungsgewalt auf Gemeindeebene wurde mit dem neuen Versuchsgesetz eingeführt.

Wie nun auch die Regensdorfer und der Kantonsrat entscheiden werden: Selbst wenn der Versuch nicht bewilligt würde, könnte man an den von der Projektgruppe schon heute gewonnenen Erkenntnissen nicht mehr vorbeigehen. Die Forderung nach einer kindgemässeren Oberstufe ist klar gestellt. Mit diesem Resultat nehme ich einen Verwaltungsapparat samt Papierkrieg und Pädagogenkauderwelsch in Kauf.

Rolf Lerf


Furttaler vom 29. Januar 1999:

BUCHS: Aus dem Oberstufenschulhaus Petermoos

 

Schülerorganisation nimmt Gestalt an

Der Wahlfachkurs Schülermitverantwortung kann erste Erfolge vorweisen. Der zweite Nothelferkurs ist erfolgreich angelaufen. Die Erstklässler bekommen ihren ersten Beobachtungsbogen, die Zweitklässler ihre ersten Zeugnisse.

Seit Beginn des Schulversuches vor mehr als zwanzig Jahren können die Schülerinnen und Schüler im Petermoos rund ein Drittel der Lektionen im letzten Schuljahr aus einem vielseitigen Wahlfachangebot wählen. Seit einigen Jahren fand sich immer eine Gruppe, die im Bereich Sprache im Wahlfach eine Schülerzeitung gestaltete. In den ersten Jahren des neuen Schulhauses Petermoos existierte auch ein Schülerparlament.

Schülermitverantwortung als Ziel

Mit dem auf Beginn dieses Schuljahres vorgelegten Leitbild, setzt sich die Schule Petermoos nicht nur die Institutionalisierung der Elternmitverantwortung zum Ziel. Auch die Schülerinnen und Schüler sollen zu vermehrter Mitarbeit und zur Übernahme von Mitverantwortung herangezogen werden. Eltern und Lehrerschaft freuen sich deshalb sehr, dass sich in einem Wahlfachkurs eine Gruppe zusammengefunden hat, die mit viel Elan und guten Ideen die Bildung einer Schülerorganisation vorbereitet.

Der erste Erfolg ist eine grosse Informationswand in der Pausenhalle. Nach Verhandlungen mit der Schulleitung und der Behörde und dank der grossen Mithilfe der Abwarte konnte in der Pausenhalle eine Infowand realisiert werden. Sie steht allen offen, der Informationfluss ist plötzlich viel besser. Wie heisst es in der Schülerzeitung: "Rein in die Pausenhalle - Blick auf die Infowand - und immer fröhlich ab ins Schulzimmer. Alles klar?"

Gemeinsames Problem:
Rauchende Kinder in der Schule

In der Schülerzeitung nehmen sich die Schülerinnen und Schüler der Problematik an. In einem Interview stellt die Schulleitung klipp und klar fest, dass im Petermoos wie in allen andern Schulhäusern den Kindern das Rauchen nach Gesetz verboten ist. Sie gibt aber auch zu bedenken, dass Verbote nicht genügen und dass man endlich zu Kenntnis nehmen muss, dass ein Teil der Schülerinnen und Schüler nikotinsüchtig ist.

Die Wahlfachgruppe Schülerorganisation teilt die Meinung der Lehrerschaft, dass die wenigen, aber rücksichtslosen Raucherinnen und Raucher unter den Schülern dem Ansehen der Schule schaden, dass deren Verfolgung und Bestrafung durch die Pausenaufsicht aber nichts nützt und neue Ideen zur Problemlösung gesucht werden müssen.

Als erster Schritt wurde von Schülern unter Schülern eine Umfrage durchgeführt. Über 80 Prozent von rund 250 Schülerinnen und Schülern füllten den Fragebogen aus, die Resultate decken sich mit den Erfahrungen und Vermutungen der Lehrerschaft.

- 43 Sch. (28 Mä, 15 Kn) geben an, regelmässig zu rauchen. 17 Sch. bezeichnen sich selber als süchtig.
- 9 Sch. rauchen 6 bis 10 Zigaretten pro Tag, 14 Sch. rauchen 11 bis 20 Zigaretten pro Tag und 3 Sch. rauchen mehr als 20 Zigaretten pro Tag.
- 16 Sch. dürfen zuhause rauchen,18 Sch. rauchen verbotenerweise auch auf der Schulanlage.
- 58 Sch. möchten, dass das Rauchen in der Oberstufenschule erlaubt wird, 117 Sch. sind für die Beibehaltung des Rauchverbotes.

Es ist anzunehmen, dass sich vor allem Raucherinnen und Raucher nicht an der Umfrage beteiligt haben. Die Realität zeigt ein noch düstereres Bild als die Umfrage. Mit dem Problem der in der Schule rauchenden Kinder werden sich also alle Beteiligten, Elternkommission, Behörde, Schüler und Lehrer weiter beschäftigen müssen. Vor allem für die Lehrer wird es immer schwieriger, mit einem Verbot umgehen zu müssen, das von einem Teil der Gesellschaft nicht mehr beachtet wird. Wie sollen Lager durchgeführt werden, wenn ein Teil der Schüler nikotinsüchtig ist?

Alle Petermösler werden Nothelfer

Nach dem erfolgreichen Testlauf mit den letzten Drittklässlern werden auch jetzt alle Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen von fünf Samariterlehrern des Samaritervereins Buchs zu Nothelfern ausgebildet. Unterstützt von den Klassenlehrern vermitteln diese während vier Doppelstunden im Rahmen des Menschenkundeunterrichtes das nötige Wissen. An einem schulfreien Mittwochnachmittag kann die Prüfung gegen einen Elternbeitrag von 50 Franken abgelegt werden. Der Ausweis ist sechs Jahre gültig und ist Voraussetzung für die Zulassung zur Auto- oder Motorradprüfung. Deshalb melden sich alle Schülerinnen und Schüler in ihrer Freizeit zur Prüfung an, obwohl diese natürlich freiwillig ist.

Der Verhaltenskonvent ist vorbei

Verhaltenskonvent, ein Wortgebilde, mit dem wohl nur Petermösler etwas anfangen können. Gute Leistungen sind sehr wichtig. Wie überall wird auch im Petermoos alles darangesetzt, mit den Schülerinnen und Schülern gute Leistungen zu erreichen. Mindestens so wichtig ist aber das Verhalten der Schüler in der Schule. Ein gutes Verhalten hilft nicht nur, ein guter Kamerad oder Mitarbeiter zu sein, es ist auch Voraussetzung für das Erzielen guter Leistungen. Deshalb ist für die Eltern, aber auch für die Schülerinnen und Schüler der Zeugnistext über das Verhalten sehr wichtig.

Die Formulierung dieser Texte erfordert von den Lehrern aber grosses Einfühlungsvermögen und ein ausgesprochenes Verantwortungsbewusstsein. Alle Texte werden im Lehrerteam besprochen. Am letzten Donnerstag war eben im Petermoos der erste Verhaltenskonvent dieses Schuljahres. Von 16 Uhr an diskutierten die Teams die von den Klassenlehrern vorgelegten Texte, die letzte Gruppe verliess das Schulhaus lange nach 22 Uhr.

Mitte der zweiten Klassen bekommen die Schülerinnen und Schüler im Petermoos das erste Oberstufenzeugnis. Vorher werden die Leistungen halbjährlich in Beobachtungsbögen festgehalten und mit den Schülern und deren Eltern diskutiert. So bilden vor allem die ersten Beobachtungsbögen in der ersten Klasse vor allem als Gesprächsgrundlage. Eltern, Schüler und Lehrer sind sich bewusst, dass eine umfassende Bewertung nach so kurzer Zeit nicht möglich ist. Dafür ist das erste Zeugnis in der 2. Klasse von grosser Bedeutung. Es gibt genauen Aufschluss über den Schüler und dient vielen bereits für die erste Kontaktnahme mit der Berufsberatung und der Arbeitswelt.


Furttaler vom 12. Februar 1999:

Teilautonome Schule Petermoos

Gegliederte Sekundarschule - hält sie einer kritischen Prüfung stand?

Systementscheid nicht als selbstgefällige Nabelschau, sondern als ernsthafte Überprüfung der Vor- und Nachteile beider Oberstufensysteme war im Schulhaus Petermoos angesagt.

Die Zürcher Schule bewegt sich, viele Neuerungen sind schon eingeführt, einige werden erprobt, andere befinden sich in Planung. Ziel aller reformerischen Bemühungen ist es, die Schule den neuen Anforderungen anzupassen, die Jugend für eine sich ständig ändernde Welt in jeder Hinsicht fit zu machen.

Zu den wichtigsten Veränderungen gehört die Reform der Oberstufe. Vor über zwanzig Jahren war das Team Petermoos angetreten, um ein neues Schulmodell in der Praxis zu testen, die Abteilungsübergreifende Oberstufe. Inzwischen ist aus dem AVO-Versuchsmodell das System der Gegliederten Sekundarschule geworden. Zwischen diesem und dem Typus der Dreiteiligen Sekundarschule müssen alle Schulgemeinden jetzt wählen.

Offenlegung von Stärken und Schwächen

Die Lehrerschaft im Petermoos ist sich bewusst, dass sie sich ihren Entscheid nicht leicht machen darf. Wenn sie ihrem eigenen Anspruch genügen will, muss sie die Vor- und Nachteile beider Systeme sorgfältig prüfen. Sie muss dabei nicht zuletzt die Frage beantworten, welches System in einer dynamischen teilautonomen Schule die besseren Voraussetzungen dafür bietet, die Zielsetzungen des eigenen Leitbildes zu erreichen und flexibel immer wieder auf die sich verändernden Herausforderungen der Zeit zu reagieren.

In einer sorgfältigen Analyse suchten alle Mitglieder des Teams Petermoos aus ihren Erfahrungen der letzten Jahre selbstkritisch und ehrlich Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken der Gegliederten Sekundarstufe herauszuarbeiten. Am letzten Mittwoch wurden die Ergebnisse dieser individuellen Analyse in Gruppen diskutiert und schliesslich ein Gesamtbild dieser Beurteilungen zusammengetragen.

Mit Genugtuung konnte bei dieser Gesamtschau zunächst festgestellt werden, dass eine ganze Reihe von Reformen, die in den Pionierzeiten des Petermoos noch avantgardistische Versuchselemente waren, inzwischen in beide Sekundarschulmodelle eingeflossen und zur Selbstverständlichkeit geworden sind, wie zum Beispiel Projektwochen, Gesamtbeurteilung der Schüler, gleiches Bildungsangebot für alle, obligatorische Teamarbeit der Lehrerschaft.

Offene Prüfung der Alternative

Auf der andern Seite wurde klar, dass auch in der Gegliederten Sekundarschule längst nicht alle Probleme gelöst sind, dass nicht alle gesetzten Ziele erreicht wurden, dass auch dieses System Schwächen hat. So genügen die bisherigen Instrumente zur Betreuung schwacher oder schwieriger Schüler noch immer nicht, ergeben sich Probleme für diese Kinder durch die offenere und komplexere Struktur, wird die grosse Streuung der Begabungen in der Stammklasse G manchmal zur Belastung. Ebenso sind die zeitlichen und auch persönlichen Anforderungen an die Lehrerinnen und Lehrer durch die intensive Zusammenarbeit, die die abteilungsübergreifende Struktur unausweichlich macht, erheblich höher, die Freiheit der einzelnen Lehrperson aber in gewissen Bereichen kleiner.

Darum musste sich die Lehrerschaft sehr ernsthaft die Frage stellen, welche dieser Schwierigkeiten durch das System der neuen Dreiteiligen Sekundarschule zu beheben wären. Es wurde anerkannt, dass die geringere Durchmischung und leistungsmässige Streuung der Schüler in den drei Abteilungen der DS und die höhere Anzahl der Klassenlehrerstunden in diesem Bereich zusätzliche Möglichkeiten bieten könnten.

Würdigung der erprobten Vorteile

Dem gegenüber wurden die Vorteile der gegliederten Sekundarschule aufgelistet, die bei einem Wechsel des Systems aufgegeben werden müssten: das flexible, individuellere Lernangebot im Niveausystem, die erprobte und gewährleistete Durchlässigkeit, der Abbau der Typisierung der Schülerinnen und Schüler, der Verzicht auf Selektion als Problemlösung und die differenzierte, vielseitige Betreuung der Kinder durch ein Team von Lehrpersonen, das gemeinsam die Verantwortung für ihre Bildung und Erziehung in der Schule trägt.

Viele Köpfe waren heiss am Ende der Diskussionen in den Gruppen und im Plenum, es war engagiert, intensiv und hart diskutiert worden. Auf eine Entscheidung wurde absichtlich verzichtet. Alle Beteiligten sollten nochmals in Ruhe ihren Standpunkt überprüfen, ihre Meinung im ruhigen Gespräch mit einzelnen Kolleginnen und Kollegen festigen können. Im Lauf der folgenden Woche wird dann darüber abgestimmt werden, welches System die Petermoos-Lehrerschaft als besser geeignet erscheint, die künftigen Schulabgänger auf den Übertritt in eine komplexe, sich ständig verändernde Welt mit komplizierten Strukturen vorzubereiten. Dieses System soll dann der Oberstufenschulpflege zur Einführung in der TaV-Schule Petermoos oder in der ganzen Schulgemeinde empfohlen werden.


Furttaler vom 23. April 1999:

Teilautonome Schule Petermoos

Wechsel in der Schulleitung

André Tynowski verlässt den Schuldienst. Ueli Müller tritt seine Nachfolge in der Schulleitung an der Seite von Kurt Bannwart an.
Die Lehrer setzen sich im Unterricht mit dem Krieg auf dem Balkan auseinander und einzelne Klassen organisieren eine Hilfsaktion für die Flüchtlinge.

Im April 1987 übernahm André Tynowski im Schulhaus Petermoos seine erste Schulklasse. Bereits 1992 wurde der dynamische Junglehrer in die Schulleitung des AVO-Petermoos gewählt. Eigentlich liebäugelte der Bülacher immer mit einer Stelle in seinem Städtchen, doch die Möglichkeit, im Petermoos an Schulreformen mitwirken zu können, hielt ihn in Buchs.

Als Schulleiter, der problemlos in verschiedenen Führungsteams mitarbeitete, kümmerte er sich vor allem um die administrative Leitung der Schule. Er merkte er aber immer mehr, dass ihm hauptsächlich der Umgang mit Erwachsenen und das Lösen von Organisations- und Personalfragen liegt.

Wohl war der Einstieg des Schulhauses in das Projekt der Teilautonomie der Volksschule (TAV) für ihn eine interessante Herausforderung. Es zeichnete sich jedoch schnell ab, dass auch eine TAV-Schule nicht von vollamtlichen Schulleitern geführt werden wird.

André Tynowski fand nun in einem grossen Dienstleistungsunternehmen im Bereich der Personalentwicklung eine Aufgabe, die seinen besonderen Fähigkeiten und Interessen entgegenkommt. Seine Erfahrungen als Pädagoge und als Schulleiter werden ihm sehr zustatten kommen.

Wir verlieren einen engagierten Kollegen und effizienten Schulleiter, wünschen André Tynowski aber, als Dank für seine im Petermoos geleistete, grosse Arbeit, viel Erfolg. Als Anerkennung für seine Tätigkeit als Schulleiter, entlässt ihn die Schulpflege auf die Frühjahrsferien vorzeitig aus dem Schuldienst.

Simone Wagner, die im Petermoos schon erfolgreich als Vikarin gewirkt hat, wird im letzten Schuljahr die Verantwortung für die Klasse von André Tynowski übernehmen.

Ueli Müller, der neue Schulleiter

Es ist gar nicht leicht, Lehrerinnen oder Lehrer zu finden, die bereit sind, in einer Schulleitung mitzuwirken. Als "primus inter pares" zu wirken ist nicht einfach, schon gar nicht unter Lehrerinnen und Lehrern, die sich gewohnt sind, in ihrem Refugium allein das Sagen zu haben.

Ueli Müller hat sich spontan zur Wahl ins Schulleiterteam gemeldet. Er unterrichtet seit 1982 im Schulversuch. Dieser ist auch schuld, dass der "Seebueb" den Weg vom Zürichsee nach Buchs fand.

Während der Ausbildung zum Sekundarlehrer hat Ueli Müller gehört, dass in der Oberstufe Regensdorf eine menschliche Schulform gesucht wird, die Schülerprobleme nicht mit Probezeiten und Rückversetzungen, also Selektion, löst, sondern mit den Fähigkeiten der Schüler angepassten Lerngruppen versucht, sowohl Leistung zu verlangen, als auch das Sozialverhalten der Jugendlichen zu fördern. Bis 1990 lernt er als Fachlehrer, mit Schülern der verschiedenen Abteilungen zu arbeiten und mit Lehrerinnen und Lehrern mit unterschiedlichen Ausbildungen zusammenzuarbeiten.

Seit neun Jahren trägt er als Stammklassenlehrer die Verantwortung für eine Klasse mit erhöhten Anforderungen. Daneben hat er das eindrückliche Leitbild der Schule Petermoos entscheidend mitgeprägt. Seit Beginn des TAV leitet er mit gutem Erfolg die Steuergruppe, welche die Vorarbeiten geplant hat und nun die verschiedenen Projekte koordiniert.

Das Arbeitsklima im Petermoos und die Zusammenarbeit mit der Oberstufenschulpflege gefallen ihm. Auch als Mitarbeiter habe man doch Interesse daran, ein "Winning Team" nicht zu wechseln. Da er mit Freude unterrichtet, also ein begeisterter Lehrer ist, reizt ihn gerade die Möglichkeit, die Schule Petermoos im Team mit Kurt Bannwart führen zu können und als Schwergewicht des Berufes aber doch unterrichten zu können.

Er ist überzeugt, dass gute Arbeit nur geleistet wird, wenn am Arbeitsplatz viel gelacht wird. Da ihm die neue Aufgabe viel Spass bereiten wird, will er dafür sorgen, dass im Schulalltag und in den vielen Konferenzen und Sitzungen der Lehrerschaft der Humor nicht zu kurz kommt. Er will die Gedanken und Ziele des Leitbildes zum Massstab der Arbeit im Petermoos machen, den Kolleginnen und Kollegen aber möglichst grosse Freiräume bei der Gestaltung ihrer Arbeit lassen. Er ist überzeugt, dass optimale Resultate nur erreicht werden, wenn es der Schulleitung gelingt, viele Freiheiten und ein gutes Klima für die verschiedenen Persönlichkeiten des Lehrkörpers zu schaffen.

Der Balkan ist sehr nah

Mehr als ein Drittel unserer Schülerinnen und Schüler wird in den Absenzenlisten als Ausländer geführt. Dies fällt kaum ins Gewicht, da die grosse Mehrheit in der Schweiz aufgewachsen ist und auch hier alle Schulen besucht hat. Trotzdem belastet der Krieg auf dem Balkan auch die Schule. Viele unserer Kinder aus dem Ausland stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien. So versuchen wir sehr subtil und mit viel Einfühlungsvermögen über diesen scheusslichen Krieg zu sprechen.

Die oberen Klassen helfen mit einem Schulprojekt den Flüchtlingen. Da werden Kinder gehütet, Kuchen gebacken und verkauft, Schmuckstücke gefertigt und feilgeboten, Autos gewaschen und Geld gesammelt. Auch der Gewinn aus dem Gipfeli- und Getränkeverkauf im Schulhaus soll für bedürftige Flüchtlinge aufgewendet werden.

Die Aktionen fanden in den letzten Tagen statt. Über den Erfolg und die Verwendung des Erlöses werden wir nach den Ferien berichten.


Furttaler vom 28. Mai 1999:

BUCHS: Aus dem Oberstufenschulhaus Petermoos

Schüler sammelten für die Flüchtlinge

Das Elend auf dem Balkan und die Flüchtlingsströme aus dem Kosovo hat viele Schülerinnen und Schüler des Petermoos betroffen gemacht. So standen für einige Klassen des Schulhauses die Wochen vor den Frühlingsferien unter dem Motto ãWir wollen helfen und nicht nur tatenlos zusehen."

Im Schulhaus war die Thematik des Krieges und dem damit verbundenen Elend seit Kriegsausbruch sehr präsent. Die Lehrerinnen und Lehrer versuchten den Jugendlichen aufzuzeigen, wie es zu diesem Krieg kommen konnte, sie versuchten aufzuklären, Vorurteile zu relativieren, durch Information einen Einblick in die Balkanproblematik zu ermöglichen. Viele Schülerinnen und Schüler waren sehr betroffen von den schrecklichen Nachrichten, erschraken ob der Bilder nicht enden wollender Flüchtlingsströme.

Mit der Unterstützung ihrer Klassenlehrer machten sie sich daran, zu überlegen, wie man hier aus der fernen Schweiz helfen könnte. Welche Mittel standen ihnen schon zur Verfügung? So wurden Ideen gesammelt, unrealistische Vorschläge verworfen, konkrete Vorbereitungen getätigt und innerhalb des Schulhauses abgesprochen, wer welche Aktionen unternehmen würde.

Verschiedene Klassen, verschiedene Aktionen
Die 2. Klässler entschlossen sich kurzerhand dazu, eine spontane Projektwoche durchzuführen. Nach längeren Diskussionen einigten die Jugendlichen sich auf den Verkauf von geknüpften Bändeli, einer selbst kreierten Zeitung über den Kosovokonflikt und dessen politische Hintergründe, den Verkauf von Kuchen auf den Pausenhöfen von Buchs, einer Sammlung von Tür zu Tür, einem Babysitting-Dienst im Petermoos, Autowaschen und das Singen in Buchs. Als nächster Schritt musste natürlich alles organisiert und von den Gemeinden genehmigt werden. Mit grossem Eifer und Elan machten sich die Kinder daran, Texte zu schreiben, Einsatzpläne und Arbeitsgruppen auf die Beine zu stellen, Bändeli zu knüpfen, Plakate zu malen und nicht zuletzt Propaganda für ihr Projekt zu machen.
Der eigentliche Sammeltag am 19.April wurde zu einem grossen Erfolg. Trotz Kälte und anhaltendem Regen harrten die Jugendlichen auf den Strassen aus und versuchten, die Passanten für ihr Anliegen zu gewinnen, sie schrubbten schmutzige Autos, spielten und malten mit zahlreichen Kindern und klingelten sich von Tür zu Tür.

Auch die 3.Klässler suchten nach Möglichkeiten, um zu Spendengeldern zu kommen. Sie entschieden sich dafür, im Petermoos selbst Kuchen zu verkaufen und im Lehrerzimmer sammeln zu gehen. Zwei Klassen einigten sich darauf, auf die Hälfte ihres Gewinns vom Gipfeliverkauf zu verzichten, eine weitere entschloss sich, einen beachtlichen Betrag aus der Klassenkasse zu spenden und auch die Schülerorganisation offerierte den aus dem Coci-Automaten resultierenden Gewinn der Glückskette.
Dieses Projekt war natürlich mit viel Aufwand verbunden, aber das zahlte sich dann schliesslich auch mit Erfolg aus. Dank dem unermüdlichen Einsatz der Jugendlichen und den daraus resultierenden grosszügigen Spenden aller beteiligten Personen - und wir möchten uns an dieser Stelle bei all jenen bedanken, die zu unserem Erfolg beigetragen haben - nahm das Schulhaus Petermoos insgesamt 7300 Franken ein! Auf diesen Betrag dürfen die Schülerinnen und Schüler mit Recht stolz sein.

Dank grossem Einsatz ein grosser Erfolg
Die wertvolle Erfahrung, so grossem Elend nicht nur machtlos zusehen zu müssen und mit eigenen Mitteln einen beachtlichen Beitrag leisten zu können, war für die Jugendlichen sicherlich sehr wertvoll. Diese Aktionen und deren Erfolg werden sie nicht so schnell vergessen.


Furttaler vom 28. Mai 1999:

Teilautonome Schule Petermoos

Blick zurück - und in die Zukunft

Kritischer Rückblick auf die Arbeit an den laufenden Projekten im Rahmen des TaV-Petermoos und konstruktiver Ausblick auf die Fortsetzung der Versuchsarbeit im nächsten Schuljahr - mit dieser Thematik befasste sich das Team Petermoos an ihrem Fortbildungstag während der "Auffahrts-Brücke".

Ein Kurzfilm von Peter Bichsel über die Schule von einst, ein Video über eine progressive Versuchsschule in Deutschland und ein engagiertes Referat über das aktuelle Lernumfeld unserer Schulen stimmten Behördenmitglieder, Elternvertreter und die Lehrerschaft auf ihre Arbeit ein und machten ihnen klar, in was für einem komplizierten Spannungsfeld verschiedenster Ansprüche, Bedürfnisse und Weltanschaungen ihre heutige Arbeit an der Schulreform steht.

Bereits vorgängig war in Gruppen über die verschiedenen Reformprojekte diskutiert, waren Fortschritte und Schwierigkeiten aufgelistet worden. An der Tagung wurde vom gesamten Team auf der Grundlage der ersten Diskussionen eine Gesamtwürdigung der laufenden Projekte erarbeitet. Einig war man sich darin, dass durch das Leitbild die Schule Petermoos ein neues Selbstverständnis gewonnen hat, dass der Einbezug der Eltern gelungen ist und dass die vorhandenen Ansätze für eine Schülerorganisation sehr erfolgversprechend sind. Mit Genugtuung konnte auch festgestellt werden, dass die Bereitschaft unter den Lehrerinnen und Lehrern, vorhandene Schwierigkeiten anzupacken und Neues zu versuchen, stark gewachsen ist, so dass auch die Verantwortung wesentlich breiter abgestützt werden kann.

Negativ schlug sich in der Bilanz des ersten TaV-Jahres der ständig zunehmende Termindruck, eine wesentliche Mehrbelastung und eine zunehmende Unübersichtlichkeit des Gesamtprojekts zu Buche.

Die einzelnen Projekte wurden sehr unterschiedlich beurteilt. Einzelne, wie die Regelung der Elternmitarbeit, die Oeffentlichkeitsarbeit und die Schülerlorganisation wurden sehr positv beurteilt. Bei andern, beispeilsweise beim Projekt Leistungsförderung und - beurteilung und beim Projekt Gesundheitserziehung musste man zur Kenntnis nehmen, dass Lösungen schwieriger zu finden sind, und dass für gefundene Lösungswege zur Zeit die gesetzlichen Grundlagen fehlen.

In der Diskussion über die Planung des nächsten Jahres waren sich alle Beteiligten darüber einig, dass es unumgänglich ist, die vorhanden Kräfte stärker zu bündeln. Das soll dazu führen, dass die laufenden Projekte zwar weitergeführt werden, dass sie aber mit Priorität ein erklärtes Ziel des Leitbildes anstreben sollen: "Wir erleben Schule als Gemeinschaft und fördern das einzelne Kind nach seinen Möglichkeiten." Dabei soll auch schwergewichtig die Problematik von bedrängenden Zeiterscheinungen, die die Schule tangieren, der Umgang mit Schülern mit grossen Integrations- und Verhaltensproblemen und die Pflege einer kooperativen, menschlichen Schulhauskultur angegangen werden.

Ueber Inhalt, Stand und Entwicklung der einzelnen Projekte informieren wir alle Interessierten auch laufend auf unserer Homepage. (www.petermoos.ch)


Tages-Anzeiger vom 6. September 1999:

Bildungsdirektoren mit gleichem Geschäft: Alfred Gilgen (rechts) startete die AVO, Ernst Buschor beendete sie.

 

"Aufrichte" nach 22 Jahren

Vor 22 Jahren begann im Schulhaus Petermoos in Buchs der Schulversuch AVO. Jetzt endlich wurde "Aufrichte" gefeiert. Oder war es die Abdankung?

Von Peter Früh

Was am Samstag im Gemeindesaal Dällikon gefeiert wurde, war ein merkwürdiges Stück zürcherischer Schulgeschichte. Geladen waren all jene, die den abteilungsübergreifenden Versuch an der Oberstufe AVO im Schulhaus Petermoos in Buchs in den letzten 22 Jahren begleitet hatten: Behördenvertreter, Verwaltungsleute, Mitglieder der im AVO eingeführten Elternvertretung sowie die Lehrkräfte. Die Prominentesten: Bildungsdirektor Ernst Buschor, sein Vorgänger Alfred Gilgen und die seinerzeitige Erziehungs- und spätere Bundesrätin Elisabeth Kopp, die sich dann freilich entschuldigen liess. Weitere Hauptakteure, nämlich die Schülerinnen und Schüler, fehlten aus Budgetgründen.

Wegbereiter der Gegliederten Sek

Petermoos war die erste Schule im Kanton, in der mit dem Schulversuch begonnen wurde. Die junge, initiative Lehrerschaft des neuen Schulhauses hatte ein Jahr zuvor der Oberstufenschulpflege Regensdorf-Buchs-Dällikon den Antrag gestellt und Erfolg gehabt. Damals herrschte 68er-Aufbruchstimmung, Ideen wie die antiautoritäre Erziehung von Summerhill oder der deutschen Gesamtschule beflügelten junge Pädagogen und erschreckten Traditionalisten, die hinter allem den Einfluss Moskaus witterten.

Im Vorläufer der heutigen Gegliederten Sekundarschule war vieles anders. Der Betrieb war quirlig wie ein Ameisenhaufen, statt Sekundar-, Real- und Oberschulklassen gabs Stammklassen und Niveaugruppen, Lehrkräfte erprobten die Teamarbeit, statt Noten enthielten die Zeugnisse nur Worte, Schüler und Eltern wurden um ihre Meinung gefragt.

Vielen war und blieb das suspekt. Beinahe zum Eclat kam es kurz nach dem Start, als der Erziehungsrat dem Petermoos einen Besuch abstattete. "Scheissschule" stand da in Schülerschrift auf eine Wandtafel gekritzelt. Solchermassen praktizierte Mitsprache bewog einen der hohen Gäste, unverzüglich den Abbruch des AVO zu verlangen.

Doch der Schulversuch nahm mit dem Segen (oder war es eher grosszügige Duldung?) von Erziehungsdirektor Alfred Gilgen seinen Dauerlauf. Der Versuch wurde verlängert und verlängert, später als formell beendet erklärt und stillschweigend weitergeführt. "Ich dachte, die Idee werde sich schneller ausbreiten. Mein Ziel war, die Gegliederte Sek im ganzen Kanton einzuführen, aber damit kam ich ja nicht einmal im Regierungsrat durch", sagte Gilgen in Dällikon zum "Tages-Anzeiger".

Als Gilgen 1995 nach 24 Amtsjahren zurücktrat, hinterliess er die Rekordpendenz seinem Nachfolger. Ernst Buschor unterbreitete nach kurzer Zeit einen Vorschlag, der später Gesetz wurde: Die Gemeinden haben sich bis Ende 2000 für die Dreiteilige oder die Gegliederte Sekundarschule zu entscheiden. "Als einziges Modell hätte die Gegliederte Sek nicht überlebt", ist Buschor überzeugt.

Gemeinde vor heiklem Entscheid

Den freien, stolzen Petermoos-Geist bekam am Samstag auch Buschor zu spüren. Die AVO-Lehrer, die trotz Zusatzbelastung ihrem Petermoos in grosser Zahl die Treue gehalten haben, nahmen seinen Reformstil am Aufrichtefest gehörig auf die Schippe. Sie mussten allerdings auch eingestehen, dass ihre Pionierschule allmählich zu erstarren drohte und das von Buschor vorangetriebene Projekt "Teilautonome Volksschule" ihr neue Impulse verliehen hat. "Es ist die logische Fortsetzung unserer Arbeit", sagten sie.

Wie es im Petermoos weitergeht, ist ungewiss. Von den 131 Oberstufen-Schulgemeinden im Kanton haben bisher 38 die Dreiteilige und 21 die Gegliederte Sek gewählt. In Regensdorf-Buchs-Dällikon steht der Entscheid noch aus. Heikel ist er, weil im zweiten Schulhaus in Regensdorf mit Überzeugung stets die Dreiteilige Oberstufe geführt wurde. Die Petermoos-Pioniere hoffen, dass ihre Schulgemeinde - wie vermutlich Zürich und Winterthur - die gesetzlich vorgesehene Bewilligung einholen werde, beide Modelle nebeneinander führen zu dürfen.

Und wenns anders kommt? "Dann war der heutige Anlass halt die Beerdigung, aber wenigstens eine fröhliche", sagte Ko-Schulleiter Ueli Müller.


Furttaler vom 6. September 1999:

BUCHS/DÄLLIKON : Petermösler feiern nach 22 Jahren Bauzeit am Schulversuch Abteilungsübergreifende Oberstufe (AVO) Aufrichte

Die «gegilgte» Sekundarschule

Das Buchser Schulhaus Petermoos stieg 1977 als erstes im Kanton Zürich in den Abteilungsübergreifenden Versuch an der Oberstufe (AVO) ein. Was die Petermösler noch nicht ahnten: Der AVO brachte eine Reformlawine ins Rollen.

PETRA ZÜRCHER

Sie galten als linke Reformer, als verschworene Gemeinschaft, die am liebsten das ganze System der Oberstufenschule auf den Kopf gestellt hätten. Und bei ihrem obersten Chef, damals noch Erziehungsdirektor Alfred Gilgen, klopften sie mit all ihren Reformideen ununterbrochen an die Türe. Mit eiserner Hand aber holte der die Petermösler wieder auf den Boden der Realität zurück. Und der strengen Buchhaltung der Erziehungsdirektion fiel manche Idee der jungen, übereifrigen Reformer von damals zum Opfer.

Ein schwieriges Bauwerk

«Es war ein Teil meines Lebens», sagte alt Regierungsrat Alfred Gilgen anlässlich der AVO Aufrichtefeier vom vergangenen Samstag in Dällikon. Die Errichtung des Bauwerkes AVO war nicht einfach. Die Arbeiter wollten immer mehr als ihr Bauherr; mit der Einführung des Abteilungsübergreifenden Versuches an der Oberstufe begann ein jahrelanges Tauziehen um Reformideen und deren Finanzierung. Schliesslich war das Bauwerk doch soweit errichtet, dass Gilgen daraus die heutige Gegliederte Sekundarschule (Kasten) entstehen liess. Anfang der neunziger Jahre arbeitete er einen Gesetzesentwurf aus, der es ermöglichte, das neue Schulsystem im ganzen Kanton Zürich einzuführen. Mit spitzer Feder bezeichnete es damals der «Tages Anzeiger» Karikaturist Nico als die «gegilgte Sekundarschule».

Das Alternativmodell

Doch Alfred Gilgen übergab seine Arbeit nach den Regierungsratswahlen von 1995 einem anderen Bauherren. Und dieser stand, wie sich bald herausstellte, den Petermöslern an Reformfreudigkeit in nichts nach. Doch der neue Bildungsdirektor Ernst Buschor merkte bald, dass er die Gegliederte Sekundarschule alleine nicht durch die Volksabstimmung bringen würde. Es musste ein Alternativmodell her. Kurzerhand unterzog Buschor das alte Schulsystem, das noch unsere Grossväter kannten, einer sanften Renovation und präsentierte es den Stimmberechtigten als Dreiteilige Sekundarschule (Kasten). Auch hier waren nun, je nach Leistung des Schülers, Stufenwechsel nach oben oder unten möglich. Ein Element, das man im AVO schon lange kannte. Als Fundament unter beide Schulsysteme stellte er das Modell der Teilautonomen Volksschule (TAV). Von nun an sollte jedes Schulhaus eine Schulleitung mit einem Leitbild erhalten, egal welches Schulsystem geführt wird.

Die Angleichung

Die Petermösler nahmen es gelassen: Schliesslich war ihnen die Arbeit mit einer Schulleitung aus dem AVO nicht unbekannt. Und ein Leitbild für ihr Schulhaus hatten sie bereits für sich erarbeitet, längst bevor von TaV die Rede war.

Mit der Einführung der Teilautonomen Volksschule konnte auch ein jahrelanger Grabenkrieg der Petermösler mit den Lehrern aus dem Regensdorfer Schulhaus Ruggenacher beigelegt werden. In diesem ebenfalls zur Oberstufenschulgemeinde Regensdorf Buchs Dällikon gehörenden Schulhaus wurde noch nach herkömmlichem Schulsystem unterrichtet. Mit der TaV erfolgte eine Angleichung. Der Graben war nun weitgehend geschlossen.

Drei Varianten

Wie in anderen Gemeinden im Kanton Zürich bereits geschehen, werden in rund drei Monaten auch die Stimmberechtigten von Regensdorf, Buchs und Dällikon darüber entscheiden, welches Schulsystem in ihrer Kreisgemeinde künftig unterrichtet werden soll. Dabei stehen drei Varianten zur Auswahl: Im Ruggenacher und Petermoos wird das gleiche Schulsystem eingeführt entweder die Gegliederte oder dann die Dreiteilige Sekundarschule. Oder es werden beide Modelle gleichzeitig in dieser Oberstufenschulgemeinde geführt. Variante drei ist noch neu. Sie sollte aber nach Aussage von Ernst Buschor möglich sein und wird in der Stadt Winterthur bereits praktiziert.

Der Wink mit dem Zaunpfahl

Unbeeindruckt dessen, was noch auf sie zukommt, genossen die Petermösler am vergangenen Samstag ihre AVO Aufrichtefeier im Beisein der beiden Bauherren Gilgen und Buschor. Mit angegrauten Schläfen oder schütterem Haar blickten sie zurück auf eine Zeit, wo noch Aufbruchstimmung herrschte und der Hosenaufschlag breiter war als der Hosenbund. Es mangelte ihnen dabei nicht an Selbstironie. Und sie nutzten die Gelegenheit, den beiden Herren der Obrigkeit zu sagen, was ihnen schon lange am Herzen lag: «Bei Herr Gilgen ging es immer lange, bis etwas entschieden war. Denn der Herr Erziehungsdirektor wusste, dass Fehler in der Erziehung kaum auszubügeln sind», sinnierte ein Petermösler der ersten Stunde von der Bühne herab. «Leider aber hat er uns verlassen, bevor er die Zukunft der Oberstufe entschied.» Doch auch über die Amtsführung von Herrn Buschor könne ein Motto gestellt werden, fuhr der Redner fort: Man entscheide möglichst schnell, und wenn dabei Fehler passieren, müsse man sie halt korrigieren. «Jetzt hoffen wir nur», schloss er seinen Gedankengang, «dass Herr Buschor uns nicht verlässt, bevor er all seine Fehler korrigiert hat.»


Furttaler vom 6. September 1999:

Die zwei Sekundarschul-Modelle

Die Dreiteilige Sekundarschule ist aus dem herkömmlichen Schulmodell mit Sekundar , Real und Oberschule entstanden. Gewechselt haben die Bezeichnungen. Heute heissen sie Abteilung A, B und C. Neu ist auch, dass diese Abteilungen im Verlauf der drei Oberstufenschuljahre nach oben oder unter gewechselt werden können, je nach Leistung des Schülers.

Auf dies nimmt auch die Gegliederte Sekundarschule Rücksicht. Bei diesem Modell werden jedoch nicht drei Abteilungen geführt, sondern nur noch zwei: eine Stammklasse E für erweiterte und eine Stammklasse G für grundlegende Anforderungen. Parallel dazu werden Niveaugruppen geführt mit den Leistungsstufen Grund, Mittel und Erweitert. Sowohl in den beiden Stammklassen wie auch in den Niveaugruppen ist ein Wechsel des Schülers nach oben oder nach unten möglich.

Die Gegliederte Sekundarschule ist aus dem Abteilungsübergreifen den Versuch an der Oberstufe (AVO) hervorgegangen, der dieses Modell bereits über zwei Jahrzehnte hinweg erprobt hat. (pez)


Furttaler vom 6. September 1999:

«Der Bau ist seit zwei Jahrzehnten bezogen»

Im Petermoos werden jene als Dinosaurier bezeichnet, die beim AVO von Beginn weg dabei waren. Kurt Bannwart ist einer von ihnen. Heute ist er zusammen mit Ueli Müller Schulleiter dieses Schulhauses.

 

INTERVIEW: PETRA ZÜRCHER

«Zürcher Unterländer»: Herr Bannwart, der AVO im Petermoos feiert Aufrichte. Dieser Begriff wird verwendet, wenn der Rohbau fertig ist. Ist man mit dem Bau des AVO Petermoos nach 22 Jahren immer noch nicht weiter?
Kurt Bannwart: Sicher schon, der Bau ist fertig. Die Wahl dieses Begriffes für unsere Feier war eine Notlösung, weil wir nach 22 Jahren ja kein Jubiläum mehr feiern konnten. Nein nochmals, seit gut zwei Jahrzehnten ist der Bau bezogen. Die Garantiearbeiten sind erledigt.

Warum gibt es nach all den Jahren AVO immer noch Eltern, die anstelle von Stammklassen G und E von der Real - und der Sekundarschule sprechen?
Ich glaube, die 150 Jahre, die dem Versuch vorangingen, können nicht einfach ausgelöscht werden. Eine andere Erklärung ist, dass einige Begriffe im AVO ständig vom Kanton umbenannt wurden. Selbst wir Insider kamen manchmal nicht mehr damit klar.

Für Verunsicherung sorgt auch heute noch der Beurteilungsbogen, der anstelle von Noten eingeführt worden ist.
Dieser Beurteilungsbogen wird wieder abgeschafft. Es ist ein Versuchselement des AVO, das sich nicht durchsetzen konnte.

Ist das ein Rückschritt für Sie?
Für uns ist es das ganz sicher. Hier haben wird den Durchbruch nicht geschafft. Das müssen wir eingestehen. Weder Eltern und Lehrer noch die Wirtschaft sind unseren Ideen gefolgt. Und dennoch haben wir einen Teilerfolg erzielt: Das neue Zeugnis enthält nicht mehr nur reine Leistungsnoten, sondern auch eine Beurteilung über das Sozialverhalten des Schülers.

Ab wann kann man mit diesem neuen Zeugnis rechnen?
Das dürfte in etwa zwei Jahren der Fall sein.

Die Organisation des AVO bedingt eine intensive Zusammenarbeit aller Lehrenden. Sie müssen ihre Schulzimmer öffnen. Das fällt aber auch heute nicht jedem Lehrer leicht.
Mit der Einführung der Teilautonomen Volkschule wird diese Teamarbeit bald in jedem Schulhaus Einzug halten. Die Zeiten, wo jeder alleine in seinem Schulzimmer unterrichten konnte, sind bald vorbei. Das Ziel Buschors ist ganz klar, die TaV bis zirka im Jahr 2003 im ganzen Kanton eingeführt zu haben.

Vierteljährlich können im AVO SchülerInnen und Schüler das Leistungsniveau wechseln. Bringt das nicht viel Unruhe in den Schulbetrieb?
In den ersten paar Wochen spüren die Kinder die Hektik sicher. Dabei meine ich vor allem die Erstklässler. Sie müssen sich erst daran gewöhnen, immer wieder das Zimmer zu wechseln und dabei zu überlegen, was sie an Material mitnehmen müssen. Das ist nach der Primarschule nicht so einfach. Wenn Sie aber einen Drittklässler von uns fragen, glaube ich nicht, dass er das noch als grosse Hektik empfindet. Etwas anders sieht es vielleicht bei den Lehrern aus, die selber öfter den Unterrichtsraum wechseln müssen. Das ist manchmal recht anstrengend.

Kann da überhaupt ein Klassengeist entstehen?
Das ist der berühmte Vorwurf der Heimatlosigkeit, der uns seit 22 Jahren verfolgt. Jedes Kind weiss aber bei uns, wer sein Stammklassenlehrer ist und wo es sich hinwenden muss, wenn etwas los ist. Und man vergisst bei diesem Vorwurf etwas Wichtiges. Viele gehen davon aus, dass jedes Kind so wahnsinnig gerne zu seinem Klassenlehrer in die Schule geht. In jeder Klasse gibt es einen Anteil von Schülerinnen und Schülern, die lieber zu einem anderen Lehrer in die Schule gehen. Ein Schüler brachte dies in einem Interview einmal schön zum Ausdruck, als er sagte, er wolle nicht mehr 30 Stunden in der Woche dem gleichen Lehrer ausgeliefert sein.

Mit dem AVO ist die Oberstufenreform eingeläutet worden. Sind die Petermösler stolz darauf, Pioniere zu sein, oder beschleicht sie ein mulmiges Gefühl angesichts der Reformlawine, die damit ausgelöst wurde?
Also, eigentlich sind wir eher stolz darauf. Sicher gab es Sachen, wo man uns belächelt hat und wir uns als Pioniere vorkamen. Einige unserer Forderungen wie gleiches Bildungsangebot für Mädchen und Knaben wurden aber in den neuen Lehrplan aufgenommen. Ausserdem wollten wir vom reinen Fächerdenken wegkommen. Auch dies ist heute erfüllt. Und als wir wegen einer Projektarbeit eine ganze Woche lang Mathematik und Französisch ausfallen liessen, zeigte man noch mit den Fingern auf uns. Ich will mit diesen Beispielen aber ja nicht den Eindruck von Überheblichkeit erwecken.

Angenommen, die Stimmberechtigten des oberen Furttals entscheiden sich nicht für die Gegliederte Sekundarschule, wäre das für Sie ein herber Schlag?
Es wäre eine gewaltige Enttäuschung, ganz klar. Doch wir würden auch aus der Dreiteiligen Sekundarschule etwas Gutes machen und unsere Erfahrungen aus dem AVO einfliessen lassen. Wer weiss, vielleicht würden wir dann die Dreiteilige Sekundarschule neu erfinden.


Furttaler vom 26. November 1999:

BUCHS: Aus dem Oberstufenschulhaus Petermoos

ENGLISCH IST NICHT NUR EASY

Der erste Umstufungstermin des laufenden Schuljahres gibt Gelegenheit, eine erste Zwischenbilanz nach Einführung des obligatorischen Englischunterrichtes zu ziehen. Morgen Samstag ist im Petermoos Unterricht. Das Schulhaus öffnet seine Türen, damit sich auch Eltern und Bevölkerung ein Bild unserer Schule machen können.

Die Umstufungskonferenz zeigt, dass auch die neuen Erstklässler von den Primarlehrern gut den einzelnen Lerngruppen zugewiesen worden sind. Drei Schüler können in Mathematik bereits einem höheren Niveau zugeteilt werden, während es ein Zweitklässler sogar schafft, dank sehr verbesserter Arbeitshaltung zu diesem späten Zeitpunkt noch in die obere Stammklasse aufgestuft zu werden.

Englisch ist beliebter als Französisch

Seit diesem Schuljahr ist der Englischunterricht für alle Oberstufenschülerinnen und -schüler Pflichtfach. Die meisten haben sich auf das neue Sprachfach gefreut und machen auch gute Fortschritte. Dank der vielen englischen Lehnwörter in ihrer Alltagssprache liegt Englisch ihnen näher als Französisch.

Es zeigt sich aber, dass die zusätzliche Belastung grösser ist als erwartet. Die Leistungsunterschiede innerhalb aller Englischklassen sind schon recht gross. Das ist nicht nur auf die Begabungsunterschiede zurückzuführen, sondern auch und vor allem auf den recht unterschiedlichen Lerneifer und die sehr unterschiedliche Belastbarkeit der Kinder. Etliche stossen mit zwei gleichzeitig zu lernenden Fremdsprachen schnell an die Grenzen ihres Auffassungs- und Arbeitsvermögens, ganz besonders, wenn sie sich schon mit der Schriftsprache schwertun.

Vorläufig wird der Englischunterricht weiterhin in den Stammklassen erteilt. Dank grossem Einsatz der Schulleitung ist es gelungen, rechtzeitig gute Fachlehrerinnen und -lehrer für Englisch zu finden.

Die oberen Stammklassen setzen sich stofflich immer weiter ab. Da mit dem Obligatorium in durchwegs grossen Englischklassen unterrichtet werden muss, die nicht alle parallel geführt werden können, sind Umteilungen nur für ganz wenige Schüler möglich. Es ist jetzt schon zu befürchten, dass die überforderten und lernunwilligen Kinder die Klassen bremsen.

Da es nicht im Sinne der Bildungsdirektion sein kann, dass dank ihrer grossen Englischoffensive die guten Schülerinnen und Schüler weniger gut Englisch lernen als vorher, werden die Schulleiter zusammen mit den Fachlehrern und der Schulpflege in den nächsten Monaten Lösungen suchen.

Es ist auch nicht denkbar, alle Schüler über Jahre mit Fremdsprachenunterricht zu überfordern, ihnen damit die Schule zu verleiden und jede Lust für Weiterbildung zu nehmen.

Am Samstag ist Besuchstag

Am Mittwoch war keine Schule, der Unterricht findet nach dem Mittwochstundenplan morgen Samstag statt. Unserm Leitbild entsprechend, sind wir eine offene, transparente Schule und wollen daher auch den Berufstätigen die Möglichkeit geben, bei uns hereinzuschauen. Eltern und Bevölkerung sind herzlich eingeladen, uns zu besuchen und zu schauen, wie, wo und mit wem ihre Kinder einen grossen Teil ihrer Zeit verbringen.

Ausstellungen

Auch dieses Jahr präsentiert das Elternteam in der Pausenhalle eine informative Ausstellung zum Einstieg in die Berufswahl. Sie richtet sich in erster Linie an die Zweitklässler und deren Eltern. Sie will dazu motivieren, die Berufswahl mit Lust anzugehen und hilft mit, Aengste bei den Jugendlichen wie bei den Eltern abzubauen. Mitglieder des Elternteams betreuen die Ausstellung und freuen sich auf viele Fragen und Diskussionen. Eine ausgezeichnete Möglichkeit, auch Mitglieder unseres Elternteams und deren Arbeit kennenzulernen.

In der Projektwoche hat eine Gruppe Zweitklässler den verschmierten und versprayten Velostand frisch gestrichen. Die andern haben zum Anlass der Jahrhundertwende Bildtafeln zu Ereignissen des 20. Jahrhunderts gemalt und Texte dazu verfasst. Diese grossen Kunstwerke hängen jetzt im Velostand und an den Mauern des Pausenplatzes. Morgen ist also auch Gelegenheit, sich diese Ausstellung anzuschauen. Wir alle, Schülerinnen, Schüler, Elternteam und Lehrerschaft freuen uns auf ihren Besuch.


Furttaler vom 12. Dezember 1999

Teilautonome Schule Petermoos

Alle unter einem Hut

Fast täglich berichten die Medien über alarmierende Vorkommnisse und Entwicklungen auf Pausenplätzen, Schulzimmern und auf der Strasse, klagen Eltern, Lehrerschaft und Lehrlingsausbildner über zunehmende Schwierigkeiten mit Kindern und Jugendlichen. Fast alle haben wir eigene Erfahrungen mit Kindern, die diese beunruhigenden Meldungen bestätigen. Diese Probleme beschäftigen alle, die mit Erziehung und Schule zu tun haben. Die Bedürfnisse der positiv eingestellten, arbeits- und leistungswilligen Mehrheit der Jugend drohen dabei in den Hintergrund zu geraten. Das Petermoos-Team versucht, diese doppelte Problematik grundsätzlich anzugehen.

Das LehrerInnenteam hat für das zweite TaV-Jahr neue Ziele definiert. Es hat beschlossen, die Problematik der Kinder, die mit Schwierigkeiten unterschiedlichster Art auffallen, mit Vorrang zu behandeln - mit der gleichen Priorität aber nach Wegen zu suchen, wie die gut integrierten, willigen und scheinbar problemlosen Schülerinnen und Schüler gestützt und gefördert werden können.

Neues Projekt "Alle unter einem Hut"

Eine spezielle Projektgruppe hat in dieser Thematik die Federführung und Steuerfunktion übernommen, die bisherigen Arbeitsgruppen stellen ihre Kräfte weitgehend in den Dienst der Bemühungen, die von dieser Spurgruppe angeregt und initiiert werden.
Die Ziele dieses Projekts für das laufende Jahr wurden neu definiert:
® den Anspruch der lernwilligen und integrierten Schülerschaft auf einen ungestörten Unterricht, eine unbelastete und gewaltfreie Schulatmosphäre und einen respektvollen Umgang untereinander und mit Erwachsenen respektieren und durchsetzen
® den Kindern mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten, die die Klassen- und Lernatmosphäre belasten, trotzdem eine optimale Betreuung bieten, mit dem Ziel, sie möglichst rasch in die Schulgemeinschaft einzugliedern.
Etwas salopp formuliert, möchten wir einen neuen Anlauf nehmen, um die Bedürfnisse aller Kinder und Erwachsenen im Petermoos unter einen Hut zu bringen.

Konkrete Lösungsansätze und Fortbildung

Die Spurgruppe hat mit intensiven Arbeiten bereits begonnen. Sie sucht nach neuen, unkonventionelle Lösungen, wo offenbar die klassischen Mittel nicht mehr zum Ziel führen. Sie hat bereits konkrete Aufträge an die andern Arbeitsgruppen verteilt.
Zwei Fortbildungsveranstaltungen für die Lehrkräfte sind ebenfalls schon dem neuen Jahresthema gewidmet worden. An der einen versuchten die Lehrkräfte unter Mithilfe von Fachleuten zur sehr aktuellen Teilproblematik "Grenzen setzen" ausgetretene Pfade zu verlassen, neue Perspektiven, neue Sichtweisen des Problems durchzudenken und Lösungsansätze für die tägliche Auseinandersetzung mit Disziplinproblemen zu finden. Die Kursteilnehmer haben dabei erlebt, wie schwierig es ist, sich in so kurzer Zeit aus dem handfesten Schulalltag fundiert in komplexe pädagogische Denksysteme einzuführen zu lassen und wie viel Mühe es auch machen kann, sich wirklich vorurteilsfrei und ganz offen mit ungewohnten Sichtweisen auseinanderzusetzen.
Am zweiten Fortbildungstag zeigten erfahrene Moderatoren der Erwachsenenbildung Möglichkeiten auf, wie grundlegende Haltungen wie Offenheit, Vertrauen und Zusammengehörigkeitsgefühl, die für die Schularbeit entscheidend sind, mit einfachen Übungen geweckt und gefördert werden können. Mit zunehmender Begeisterung erlebten die Lehrerinnen und Lehrer dann in praktischen Übungen selber, wie viel diese auslösen, wie stark sie auf eine Gruppe wirken können.

Neuer Wind in den Segeln

Die ersten Wochen der intensiven Arbeit am neuen Jahresthema haben im Kollegium bereits vieles in Bewegung gebracht und Entwicklungen ausgelöst. Und dadurch wächst der Optimismus, dass das ganze Team - in gemeinsamer Arbeit an einer menschlichen, integrativen Schulkultur - dem gesetzten Ziel, auffällige Schüler aufzufangen und zu integrieren, und gleichzeitig die funktionierenden Gemeinschaften zu stärken und zu schützen, in diesem zweiten TaV-Jahr ein gutes Stück näher kommen wird. Es ist damit auch wieder so etwas wie eine neue Aufbruchstimmung zu spüren, die zusätzlich motiviert und dieser Entwicklungsarbeit Kraft und Schub gibt.


Furttaler vom 4. Februar 2000

BUCHS: Aus dem Oberstufenschulhaus Petermoos

 

WIEDER 77 NOTHELFERAUSWEISE

 

Zum dritten Mal konnten die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen den Nothelferausweis erwerben. Der Schulsilvester ging ohne die geringste Reklamation über die Bühne. Für rauchende Schülerinnen und Schüler gibt es nach wie vor keine Sonderregelungen.

Dank einer Initiative aus der Elternkommission und dank einem grossen Engagement der Kursleiter des Samaritervereins Buchs können sich im Petermoos die Abschlussklassen im Rahmen des Unterrichtes die Nothelferkenntnisse aneignen. Freiwillig und mit Kostenbeteiligung der Eltern erhalten sie in ihrer Freizeit Gelegenheit, den zum Autofahren zwingend vorgeschriebenen Nothelferausweis zu erlangen.

Am letzten Samstagvormittag musste im Petermoos an verschiedenen Posten mit gestellten Unfallsituationen das erworbene Können gezeigt werden. Alle Teilnehmer konnten mit dem Ausweis belohnt werden.

Somit haben nun alle drei Jahrgangsteams die Nothelferkurse einmal durchgeführt. Dank der guten Zusammenarbeit zwischen dem Samariterverein Buchs und der Lehrerschaft alle mit Erfolg.

Erfolgreiche Silvesterparty

Ebenfalls zum dritten Mal schloss das Petermoos das Kalenderjahr mit der PPP, der Pemo-Power-Party ab. In der Turnhalle organisierten die Drittklässler eine Disco mit diversen Showeinlagen. Die zweiten Klassen sorgten in der Pausenhalle für das leibliche Wohl, während die ersten Klassen das Fest ohne Aufgaben geniessen konnten.

Der Abend verlief bei guter Stimmung sehr friedlich. Auch beim Aufräumen um Mitternacht arbeiteten fast alle einsatzfreudig mit. Die Lehrerschaft durfte ihren Schülerinnen und Schülern für das tolle Mitmachen danken. Ein besoderer Dank gehört den beiden Abwartsfamilien, die sowohl beim Vorbereiten wie beim Aufräumen grosszügig mitgeholfen haben. Vor allem die Friteusen für die Pommes-Frites wären ohne die Geduld der Abwarte wohl nie heiss geworden.

Besonders gefreut hat Lehrerschaft und Behörde, dass die Schülerinnen und Schüler sich für unsern grossen Einsatz für die Party mit verantwortungsbewusstem Verhalten auch ausserhalb des Schulhauses revanchierten. Bravo!

Süchtige Raucher in den Schulklassen

Anlässlich des letzten Besuchstages konnten einige Eltern an Dikussionen über die Einführung von Raucherpässen für süchtige Kinder teilnehmen. Grund waren Zeitungsartikel über ein Zürcher Schulhaus, das diese Möglichkeit prüfen wollte.

Das grosse Medienecho führte die Behörden dazu, die weitere Prüfung dieser Idee kurzerhand zu verbieten, obwohl natürlich allen nach wie vor klar ist, dass niemand weiss, wie man in der Schule mit süchtigen Schülerinnen ud Schülern, die gar nicht mehr in der Lage sind, das geltende Rauchverbot einzuhalten, umgehen soll.

Ganz schwierig wird die Situation für Süchtige in den Lagern. Jeder Lehrer, der Süchtige in ein Lager mitnehmen will (muss), weiss, dass diese das geltende Rauchverbot bei jeder sich bietenden Gelegenheit übertreten werden (müssen).

In einem gut vorbereiteten und ausgewerteten Versuch suchten letztes Jahr zwei Abschlussklassen Lösungen zu finden. Eine kleine Schülergruppe, deren Eltern schriftlich bestätigten, dass sie ihren Kindern nicht mehr zumuten können, sechs Tage ohne zu rauchen zu überstehen, durfte zu gewissen Zeiten rauchen ohne gestraft zu werden.

Für diese kleine Gruppe wäre dies ein Lösungsansatz. Nicht aber für diejenigen Raucher, deren Eltern ihren Kindern das Rauchen verbieten möchten, dem Laster ihrer Kinder aber hilflos gegeüberstehen, und gefährlich gar für Kinder, die hinter dem Rücken ihrer Eltern zu rauchen beginnen.

Die Schulpflege hat sich ausgiebig mit dem Problem befasst. Sie lehnt weiterhin jegliche Form von Bewilligungen zum Rauchen für Schüler ab. Würde man Sonderregelungen für Lager akzeptieren, müsste man zwingendermassen auch Sonderregelungen für rauchende Kinder in den Schulhäusern einführen. Die Behörde ist überzeugt, im Einklang mit der grossen Mehrheit der Eltern zu handeln. Es darf nicht sein, dass man ein sinnvolles Verbot aufhebt, weil es von einer kleinen Minderheit umgangen wird.

Das Rauchverbot wird also aufrecht erhalten, die Lehrerschaft muss weiterhin versuchen, es durchzusetzen. Die Schulpflege gibt zu überlegen, ob süchtige Schüler überhaupt in Lager mitgenommen werden sollen.

Ganz streng wird gegen Schülerinnen und Schüler vorgegangen, die im Aufsichtsbereich der Schule kiffen. Sie werden mit einem Verweis der Pflege, unter Androhung des Schulverweises im Wiederholungsfall bestraft. 


Furttaler vom April 2000:

Oberstufenschule - Teilautonome Schule Petermoos

Petermoos - Ziele erreicht und neue gesteckt


So etwas wie Feststimmung herrschte schon im Petermoos, nachdem die Oberstufenschulgemeindeversammlung zugestimmt hatte, dass wir die Zukunft unserer Schule im Rahmen der Gegliederten Sekundarschule gestalten dürfen. Mit Genugtuung haben wir zur Kenntnis genommen, dass vor allem viele Eltern von Petermoos-Schülern, aber auch viele andere Bürger unser "AVO - System" als eine gute Sache beurteilen und dass sie überzeugt sind, dass mit dieser Art von Schule auch die Herausforderungen der nächsten Jahre zu bestehen sind. Dass beachtlich viele Stimmbürgerinnen und Stimmbürger ganz gerne für die ganze Schulgemeinde die Gegliederte Sek eingeführt hätten, hat uns nach den langen Jahren des Kampfes für unseren Schulversuch natürlich auch sehr gefreut, auch wenn wir glauben, dass die Lösung mit beiden Systemen gegenwärtig für unsere Schulgemeinde die richtige ist.
Wir möchten an dieser Stelle allen ehemaligen Schülern und ihren Eltern, den Eltern unserer jetzigen Schüler und vor allem dem Elternteam Petermoos herzlich danken, dass sie immer, auch in schwierigeren Zeiten, zum Petermoos und seinem Schulversuch gestanden sind. Sie haben damit wesentlich dazu beigetragen, dass die flexible Oberstufe zu einem anerkannten zürcherischen Schulmodell geworden ist. Und mit ihren Stimmen haben sie schliesslich dafür gesorgt, dass die Pionierschule Petermoos auf dem eingeschlagenen Weg weiterfahren kann. Diese Unterstützung verstehen wir als Verpflichtung, nicht auf dem Erreichten sitzen zu bleiben, und uns ständig zu bemühen, unsere Schule den Erfordernissen der Zeit anzupassen, um allen Kindern die bestmöglichen Voraussetzungen für eine gute Volksschulbildung zu geben.

Schwierigkeiten aktiv anpacken

Die Teilnahme am Versuch "Teilautonome Volksschule" bietet darum auch uns die Möglichkeit, weiter nach Schwachstellen zu suchen und rasch und unbürokratisch Lösungen zu erarbeiten und umzusetzen. Diese Lösungssuche braucht Zeit, ebenso wie die Vermittlung von neuen Ideen und das Einbeziehen des ganzen Kollegiums in den Veränderungsprozess. Darum gehören gemeinsame Entwicklungs- und Weiterbildungstage zu den wichtigsten Instrumenten, mit denen die TaV-Schulen Form und Charakter ihrer Schule entwickeln und gestalten sollen.

Im Zentrum dieses Schuljahres steht die Suche nach Möglichkeiten, besonders Schülerinnen und Schüler mit schulischen und persönlichen Schwierigkeiten stärker in die Schulgemeinschaft zu integrieren. Wir setzen uns zum Ziel, für diese Kinder nach Lösungen zu suchen, die ihnen den Zugang zu den Mitschülern und zum Lernen ermöglicht. Erreichen wir dieses Ziel, schaffen wir damit gleichzeitig für alle andern ein ruhigeres, positives Lernumfeld, das für alle förderlich ist.


Integrieren und individuell fördern

Es zeigt sich, dass angesichts der immer unterschiedlicheren Voraussetzungen unserer Schülerinnen und Schüler immer stärker nach differenzierten, individuellen Lösungen gesucht werden muss. Andererseits aber muss gleichzeitig das Leben und Lernen in Gruppen und in der Klassengemeinschaft wieder bewusster eingeübt, intensiver trainiert werden. Dieser Spagat zwischen individueller Förderung und dem Erlernen des Zusammenlebens und Zusammenarbeitens in Gruppen kann nur bewältigt werden, wenn ganz verschiedene Massnahmen ergriffen werden, um an beiden Fronten zum Ziel zu kommen.
Am letzten Weiterbildungstag wurde darum von kleineren Gruppen an sehr unterschiedlichen Projekten gearbeitet:

Mit den SchülerInnen Schule gestalten

Gemäss unserem Leitbild wollen wir unsere Schule gemeinsam mit allen andern Partnern gestalten: mit den Behörden, den Eltern und den Schülern. Ansätze zu einer institutionalisierten Form der Schülermitverantwortung hat es bereits gegeben, auch ist seit zwei Jahren eine Schülerorganisation ("SO Pemo") intensiv im Schulhaus tätig. Eine Projektgruppe legte nun dem Konvent ein ausgefeiltes Konzept für die Einführung eines Schülerparlaments vor, das einstimmig verabschiedet wurde und ab dem nächsten Schuljahr ausprobiert werden soll.
Auch dieses Instrument soll es Schülerinnen und Schülern erleichtern, sich mit ihrer Schule zu identifizieren und konstruktiv an ihrer Gestaltung mitzuwirken.

Damit steht nach diesem Weiterbildungstag eine Reihe von kleineren Projekten kurz vor der Realisierung. Ihre Umsetzung soll dazu beitragen, dem grösseren "Projekt Petermoos" neuen Schub und frischen Pioniergeist mitzugeben und damit an die bewährte Tradition des abgeschlossenen Schulversuchs anzuknüpfen.


Furttaler vom 14.Juli 2000:

Teilautonome Schule Petermoos

Erfreuliche Bilanz und mutige Pläne

Wieder einmal war das Schulhaus an einem Schultag unnatürlich still – keine Schüler, die herumtobten, keine Pausenglocke, die läutete, keine dozierenden oder schimpfenden Lehrerstimmen. Aber dennoch wurde im Petermoos gearbeitet. Zum letzten Mal in diesem Schuljahr war Arbeits- und Weiterbildungstag für alle Lehrkräfte angesagt.
In der zum Konferenzraum umfunktionierten Pausenhalle trafen sich alle am Versuch "Teilautonome Schule Petermoos" Beteiligten unter Leitung der Projektberaterin zur Auswertung der Ergebnisse des zweiten Versuchsjahrs und zur Planung des dritten.

Die Gruppen, die an den insgesamt neun laufenden Projekten gearbeitet hatten, hielten Rückblick und legten Rechenschaft über ihre Arbeit ab – eine beeindruckende Bilanz von Arbeit, Einsatz und Idealismus. Die meisten Projekte können termingerecht auf Ende Schuljahr abgeschlossen werden, an einigen wenigen soll auch im nächsten Schuljahr noch gearbeitet werden.
Das zentrale Thema des laufenden Schuljahres, dem sich alle andern unterordneten oder anschlossen, war der Umgang mit schwierigen Schülern, war die Suche nach neuen Wegen, um mit den ständig neuen Problemen, die diese Kinder haben und verursachen, fertig zu werden. Wir alle – Eltern, Schule und Öffentlichkeit - haben die ernüchternde Erfahrung gemacht, dass die klassischen Mittel von Motivation und Selektion, von Belohnung und Strafe einfach nicht mehr ausreichen. Darum sollten neue Instrumente entwickelt werden, um diese Probleme erfolgversprechend anzupacken.

Neue Lösungen für aktuelle Probleme

Einige konkrete Lösungen konnten im Laufe des Jahres erarbeitet und versuchsweise bereits eingeführt werden: die Anordnung einer ausserschulischen Bewährungszeit in einem Betrieb, wenn ein Schulausschluss droht, die Einrichtung von überwachten Aufgabenstunden in der Schule für Erstklässler, ein Sortiment von Eingreiflektionen in schwierigen Klassensituationen.
Zunehmende Schwierigkeiten bringen auch der frühere Fremdspracheneinstieg und das Englisch als zusätzliche obligatorische Fremdsprache mit sich. Eine Arbeitsgruppe hat Lösungen für die immer zahlreicheren Schüler gesucht, die diesem Unterricht nicht mehr zu folgen vermögen. Für die notwendigen individuellen Arbeitsprogramme, mit denen diese Schüler sinnvoll gefördert werden sollen, werden vor allem taugliche PC-Programme gesucht. An dieser Aufgabe arbeitet ein Team, das auch die Aufgabe hat, generell Auswahl und Einsatz von Lernsoftware im Schulhaus zu organisieren.

Bewährtes ausbauen

Zudem wurde diese Problematik auf verschiedenen anderen Ebenen angegangen. Dazu gehörten zwei Fortbildungsveranstaltungen für das ganze Kollegium, die sich mit der Problematik des Grenzensetzens gegenüber Kindern und mit der schwierigen Aufgabe der Gemeinschaftsbildung in der Klasse befassten, sowie ein freiwilliger Kurs in der Gordon-Konfliktlösungsmethode. Mehrere theaterpädagogische Veranstaltungen mit den Zweit- und Drittklässlern zu Themen wie Gewalt, Sexualität und Freundschaft zielten in die gleiche Richtung.
Eine Hoffnung, mit den erschwerten Bedingungen an den Schulen fertig zu werden, ist der Einbezug der Schülerinnen und Schüler in die Gestaltung des Schulbetriebs und in die Verantwortung für das Zusammenleben im Schulhaus. Die seit Beginn der TaV-Zeit bestehende Schülerorganisation hat hier mit ihren Aktivitäten (Schülerzeitung, Pausenaktivitäten, Schülerturnier, Sommerfest, u.a.) bereits einen wertvollen Beitrag geleistet. Ab kommendem Schuljahr wird nun ein Schülerparlament die Mitsprache der SchülerInnen institutionalisieren und in klare Bahnen lenken. Die entsprechenden Vorarbeiten sind von der Arbeitsgruppe termingerecht abgeschlossen worden, so dass auch hier ein wichtiger Schritt nach vorne gemacht werden kann.
Ausserhalb dieses Kernthemas entwickelte eine Gruppe ein Konzept, wie Schule und Schülern bessere Möglichkeiten der Darstellung ihrer Arbeit gegenüber der Öffentlichkeit angeboten werden könnten. Entsprechende konkrete Anträge liegen nun den Behörden vor.

Unterricht als Entwicklungsschwerpunkt

Im Anschluss an diesen Rückblick ging es darum, die Ziele für das dritte und letzte TaV-Jahr zu definieren. In der intensiv geführten Grundsatzdiskussion wurde rasch deutlich, dass von den befürchteten Ermüdungserscheinungen wenig zu spüren ist. Die grosse Mehrheit war nicht bereit, im Wesentlichen lediglich noch die angefangenen Arbeiten zu Ende zu führen und nur noch auf Sparflamme neue Aufgaben anzupacken. Es zeigte sich, dass nach den grossen Anstrengungen im organisatorischen und pädagogischen Bereich nun ein starkes Bedürfnis besteht, das eigentliche "Kerngeschäft” der Schule, den Unterricht, im nächsten Jahr ins Zentrum der Schulentwicklung Petermoos zu stellen. Darum wurde ein Satz aus dem Leitbild als Motto über das kommende Schuljahr gestellt: "Wir erhalten die Neugierde und fördern die Freude am Lernen”. In Fachgruppen und durch eine Verstärkung der Selbstevaluation soll die Unterrichtsqualität gezielt überprüft und verbessert werden, sollen neue Lernformen und Lehrmittel beurteilt, erprobt und eingeführt werden. Dass das Petermoos-Team in den letzen zwei Jahren eine starke Verjüngung erfahren hat, dürfte mit ein Grund für diese erfreuliche Innovationsbereitschaft des Kollegiums sein.
Auch im Petermoos – wie an vielen anderen Schulen – wird immer wieder spürbar, dass die Belastung der Lehrkräfte durch die zunehmenden Schwierigkeiten im Umgang mit den Schülern und Schülerinnen und durch viele Reformen mit ständig neuen zusätzlichen Aufgaben die Grenze der Belastbarkeit oft erreicht oder gar überschritten wird. Dennoch kam an diesem Nachmittag deutlich zum Ausdruck, dass man deshalb nicht resigniert, sondern im Gegenteil gewillt ist, alle diese Probleme aktiv und offensiv anzugehen. Das verspricht, dass im Petermoos weiterhin eine lebendige Schule ihr Möglichstes tun wird, um den Schülerinnen und Schülern optimale Startchancen in die Zukunft zu vermitteln.


Furttaler vom 18. August 2000:

BUCHS: Aus dem Oberstufenschulhaus Petermoos

START MIT LEITBILD UND ELTERNINFO

Nach einer schwierigen und turbulenten Planungsphase startet die Schule Petermoos das neue Schuljahr mit einem weiteren Ausbau der Zusammenarbeit mit den Eltern.

„ Eine Schule unserer Grösse braucht viele Regelungen. Wenn sie funktionieren will, gilt es eine Menge von Detailfragen zu klären und Abläufe sicherzustellen. Die vorliegende Broschüre soll Ihnen Antworten auf Fragen geben, welche im Schulalltag für Eltern und Kinder wichtig sind.“ So beginnt das Vorwort der Schulleitung zum neuen „Elterninfo“.

Auf zehn Blättern, die in ein grafisch ansprechend gestaltetes Mäppchen eingelegt sind, werden Eltern und Schüler sehr umfassend und in einfachen Formulierungen informiert. Ein Nachschlagewerk, indem auch die wichtigen Adressen enthalten sind. Die Broschüre bildet zusammen mit dem Leitbild der Schule und dem Leitbild des Elternteams einen weiteren, wichtigen Baustein auf dem Weg zur offenen und transparenten „Teilautonomen Volksschule Petermoos“.

Schwierige Planung

Die Schulleitung bemüht sich jedes Jahr, möglichst früh das neue Schuljahr zu planen. Die Fachlehrer mit Teilzeitjobs müssen ihre übrigen Tätigkeiten regeln können, die Primarschule Buchs muss wissen, wann sie die Turnhallen benützen kann, und die Eltern möchten möglichst früh den Klassenlehrer und den Stundenplan ihrer Kinder erfahren.

Schulpflege und Schulleitung gehen bei der Bildung neuer Klassen und Lerngruppen und bei der Schülerzuteilung von den Schülerzahlen der sechsten Klassen und derjenigen der ersten und zweiten Klassen der Oberstufe aus. Auf Grund jahrelanger Erfahrungszahlen muss anfangs Kalenderjahr entschieden werden.

Für das neue Schuljahr wurde die Bildung einer zusätzlichen Stammklasse mit erhöhten Anforderungen beschlossen und die Stundenpläne erstellt. Zwei junge Kolleginnen freuten sich auf den Beginn ihrer Lehrerkarriere im Petermoos. Leider kam alles ganz anders. Bei der definitiven Klasseneinteilung fehlten plötzlich mehr als 20 Kinder, unter anderem weil unerwartet viele Primarschüler den Uebertritt ins Langzeitgymnasium schafften. Die Bildungsdirektion war unter diesen Voraussetzungen nicht bereit, die zuvor erteilte Bewilligung für eine zusätzliche Stelle aufrecht zu erhalten.

Eine turbulente Zeit für Schulleitung und Stundenplanordner und auch für deren Klassen. Es mussten nicht nur neue Stundenpläne erstellt, sondern auch Klassen und Lerngruppen neu gebildet werden. Leid taten uns vor allem die jungen Kolleginnen, die im letzten Moment eine andere Stelle suchen mussten.

Wir danken den Kolleginnen und Kollegen von der Primarschule und den Eltern unserer bisherigen und neuen Schülerinnen und Schülern, die für unsere Probleme viel Verständnis zeigten.

Wechsel im Lehrkörper

Nach nur ein- respektive zweijähriger Tätigkeit verlassen uns Simone Wagner und Sava Stanisic. Als ausgebildete Sekundarlehrer haben sie mit viel Einsatz und Engagement untere Stammklassen geführt. Beide setzten sich, häufig bis an die Grenze ihrer Kräfte, voll für ihre Klassen ein und waren erfolgreiche Lehrer. Wir bedauern ihren frühzeitigen Ausstieg sehr, respektieren aber, dass junge, frischausgebildete Lehrer im riesigen beruflichen Spannungsfeld als Erziehender und auch Lehrender nicht ihre ganze Kraft und Zeit dem Beruf unterordnen können. Sie wollen Schwerpunkte setzen und brauchen auch noch Zeit und Energie für ihre persönliche Weiterentwicklung.

Da nicht nur ältere Kolleginnen und Kollegen frühzeitig aus dem Schuldienst ausscheiden, sondern auch immer weniger junge Leute sich vorstellen können, ein Leben lang Lehrer zu sein, ist vor allem an der Oberstufe in den nächsten Jahren mit einem gravierenden Lehrermangel zu rechnen. Dies erst recht, weil die Eingliederung von Kindern mit Lernschwierigkeiten und diejenige von Ausländern verschiedenster Kulturen mit erheblichen Sprachproblemen in die Normalklassen an die Lehrer immer höhere Anforderungen stellt.

Die Schule Petermoos ist nach wie vor bereit, Neuerungen mitzutragen und mitzuentwickeln. Allerdings muss beim angeschlagenen Reformtempo vermehrt die Berufssituation der Lehrerschaft überprüft werden, denn die besten Ideen nützen der Schule nichts, wenn ihr die Lehrer abhanden kommen.

Sonja Rumpf verlässt uns nach mehrjähriger Tätigkeit als Hauswirtschaftslehrerin ebenfalls. Sie übernimmt an ihrem zweiten Arbeitsort eine volle Stelle. Alle drei wegziehenden Kolleginnen und Kollegen begleiten neben dem wohlverdienten Dank die besten Wünsche von Behörde, Elternteam und Lehrerschaft.

Zum Glück konnten für die Stammklassen bewährte Kollegen gewonnen werden. Mit Röbi Stutz wird ein sehr erfahrener Lehrer die Klasse 1d übernehmen und für die Klasse 1e kehrt Ralph Zollinger nach zwei Zwischenjahren, die er zum Teil auf seinem Segelschiff auf dem Mittelmeer verbracht hat, an unsere Schule zurück. Wir kennen beide als hilfsbereite und begabte Lehrer. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit ihnen, denn wir wissen, dass sie sich mit viel Engagement und Verantwortungsbewusstsein für die Schule Petermoos einsetzen werden.

Wir freuen uns aber auch auf ein neues, junges Gesicht in unserem Pemo-Team. Frau Rahel Gehriger übernimmt neu das Regiment in einer unserer Schulküchen.



Furttaler vom 27. Oktober 2000:

BUCHS: Aus dem Oberstufenschulhaus Petermoos

HOMEPAGE UND SCHAUKASTEN

Die Schule Petermoos informiert unter www.petermoos.ch im Internet und durch regelmässige Berichte im „Furttaler“. Um ihrem Ziel, eine wirklich transparente und offene Schule zu sein, noch näher zu kommen, stellt sie sich auch in einem grossen Schaukasten mitten im Dorf Buchs dar.

Der Lehrer Urs Huber ist der Computerspezialist und betreut als solcher auch die Homepage (Internetseite) des Schulhauses. Er sorgt dafür, dass die Visitenkarte der Schule Petermoos regelmässig aktualisiert wird und gut und originell gestaltet ist.

Seit ganz kurzer Zeit steht der Schule Petermoos zudem ein Schaukasten beim Wartehäuschen der Bushaltestelle „Linde“ zur Verfügung. Dank dem Entgegenkommen der Gemeinde, der unbürokratischen Hilfe des Gemeindepräsidenten Ruedi Meier und dem hilfreichen Mitwirken der Gemeindearbeiter Albert Bader und Alfred Strub konnte der alte Informationskasten der politischen Gemeinde übernommen und versetzt werden. Die Oberstufenschulpflege übernahm die Kosten für die Erneuerung.

In Zukunft werden vor allem die zweiten Klassen des Schulhauses mit wechselnden Ausstellungen Einsicht in die Arbeit im Petermoos bieten. Zudem haben Schulleitung, Elternkommission, Schulpflege und Schülerorganisation ein öffentliches Anschlagbrett.

Informatikunterricht

Mit grossen Investitionen wurden die Voraussetzungen geschaffen, um die von der Bildungsdirektion sehr hoch gesteckten Ziele im Informatikunterricht zu erreichen. Zur Zeit verfügen im Petermoos alle Klassen über zwei Computer und einen Drucker. Zudem stehen im gänzlich neu gestalteten Computerraum 18 Arbeitsplätze mit Internetanschluss zur Verfügung.

In den Klassenzimmern werden an den Computern von den Schülern individuell vor allem Texte berarbeitet und grafisch gestaltet. Für den eigentlichen Informatikunterricht wird der Computerraum benützt. Noch ist die ideale Lösung nicht erreicht, denn wenn mit der ganzen Klasse im Computerraum gearbeitet wird, hat nicht jeder Schüler einen eigenen Arbeitsplatz. Da dieser Raum durch die 15 Klassen und durch verschiedene Sprach- und Informatikwahlfachkurse sehr stark ausgelastet ist, fehlen freie Zeiten. Noch können die Schüler nur beschränkt individuell an den Computern, und daher auch nur selten selbständig im Internet, arbeiten.

Mit 2,5 km Kabel intern verbunden

In den letzten Wochen wurde im Petermoos ein Ethernet-Netzwerk eingerichtet. Im Computerraum steht ein Server mit sehr viel Speicherplatz. In Zukunft werden alle neuen Computer im Schulhaus über das Netzwerk mit diesem „Pemo-Server“ verbunden werden. Für diese Vernetzung mussten viele Meter Kabel verlegt werden. Sobald die alten Computer ersetzt werden, kann man aus allen Klassenzimmern und Arbeitsräumen im Petermoos auf den Pemo- Server und ins Internet gelangen.

Auf dem „Pemo-Server“ werden Dateien und Informationen gespeichert. In verschiedenen Ordnern können Lehrer und Schüler ihre Arbeiten versorgen. Inhalte von allgemeinem Interesse werden auch im „Pemo-Server“ abgelegt. Im Schulhaus sind die gespeicherten Dateien dank dem Netzwerk von jedem Arbeitsplatz aus zugänglich.

Die Lehrkräfte und die Teilnehmer an Weiterbildungskursen können ihre Dokumente schützen. Der Datenschutz ist damit gewährleistet.

Alle Lehrer, und damit auch alle Klassen, sind über eine eigene E-Mail-Adresse zu erreichen.

Die ganze Oberstufenschule ist vernetzt

Das Petermoos ist mit einer Standleitung mit dem Provider „Dolphins“ in Otelfingen verbunden. Ueber diesen gelangt man auch auch die Homepage www.petermoos.ch. Mit dem Provider konnte vereinbart werden, dass für fixe Kosten eine riesige Datenmenge (für Kenner: ein Giga-Byte pro Monat) bezogen werden kann. Für den Datenaustausch im Internet werden also nicht Minuten verrechnet. Allerdings werden bei Mehrbezug von Informationen Mehrkosten entstehen.

So ist auch aus dieser Sicht ein guter Informatikunterricht sehr wichtig. Alle müssen lernen, die für sie wichtigen Informationen zu suchen und richtig auszuwählen. Es muss gelingen, sinnloses Herunterladen von Dateien aus dem Internet auf den eigenen Computer zu verhindern. Sonst werden die Kosten zu hoch und die Speicherkapazitäten zu klein.

Der Provider ermöglicht einen raschen Zugang zum Internet. Da aber auch die Verwaltung und die Oberstufenanlage Ruggenacher durch Standleitungen mit ihm verbunden sind, ist ein rascher Datenaustausch innerhalb der Oberstufe gewährleistet.

Nächste Ausbauziele

Sobald die Schulbehörde weitere Mittel zur Verfügung stellen kann, wird die Anzahl der Arbeitsplätze im Computerraum erhöht und den Klassengrössen angepasst. Zudem müssen für die Klassenzimmer und die Arbeitsräume Computer angeschafft werden, die den Zugang ins Internet ermöglichen. Im Sprachlabor sind nach mehr als 25 Jahren die Tonbandgeräte zu ersetzen. Eine Kommission bereitet deshalb die Umwandlung in ein Multi-Media-Sprachlernzentrum mit Arbeitplätzen an Computern vor.

Neue Probleme für die Lehrerschaft

Um die von der Bildungsdirektion geforderten Schülerkompetenzen für die Arbeit mit dem Computer zu erreichen, wenden die Oberstufenschulgemeinde und die Lehrerschaft viel Geld und Zeit auf. Dies ist nur sinnvoll, wenn die Schülerinnen und Schüler individuell und selbständig an den Geräten arbeiten können. Die Arbeit im Internet kann nicht unter ständiger Aufsicht und im Klassenverband stattfinden, der Zugang zum Internet kann nicht mehr gesperrt werden.

Etliche Jugendliche, die daheim den Computer unbeaufsichtigt benützen können, kennen natürlich den Zugang zu Homepages mit brutalen, rassistischen oder pornografischen Inhalten. Sie geben diese Adressen weiter und für einzelne Mitschüler ist die Versuchung sehr gross, solche Darstellungen in der Schule herunterzuladen und gar auszudrucken. Dass Eltern zutiefst erschrecken, wenn sie von solchen Dokumenten erfahren, ist verständlich. Vor allem wenn ihre Kinder diese aus der Schule mitbringen.

Der Internetgebrauch im Schulhaus ist nur auf Vertrauensbasis möglich, Missbrauch kann nicht ausgeschlossen werden. Urs Huber hat unser Netzwerk deshalb so programmiert, dass eine Vereinbarung bejaht werden muss, bevor man ins Internet eintritt. Die Benützer verpflichten sich, einen von Urs Huber formulierten Verhaltenskodex zu akzeptieren und einzuhalten. (Siehe unten)

Verhaltenscodex / Vereinbarung

für die Benutzung der Informatik Hard- und Software und des Zugangs zum Internet an der Schule Petermoos


1. Ich behandle Geräte, Material und Einrichtung mit der nötigen Sorgfalt.

2. Ich verwende den Internetzugang der Schule verantwortungsvoll und angemessen:
- Ich vermeide es, gebührenpflichtige Angebote und Dienste aufzurufen.
- Ich verwende ausschliesslich lizenzierte Software.
- Ich rufe nur Daten ab, welche gesetzlich erlaubt und mit den guten Sitten vereinbar sind.
- Ich unterlasse es, Computerviren oder andere Software zu verbreiten, die Schaden anrichten können.
- Ich vermeide es, persönliche Adressen, Telefonnummern oder andere persönliche Angaben weiterzugeben, weder fremde noch meine eigenen.
- Ich vermeide es, jemanden zu beleidigen oder zu bedrohen.

3. Ich respektiere und unterstütze die Sicherheitsmassnahmen und System-Voreinstellungen:
- Ich behalte Passwörter unter allen Umständen für mich.
- Ich unterlasse Versuche, die Sicherheitsmassnahmen zu umgehen.
- Ich erhalte die volle Funktion von Computer und Netzwerk.
- Von mir vorgenommene Änderungen an System und Benutzeroberfläche mache ich vor dem Ausschalten oder Verlassen des Computers wieder rückgängig.

4. Ich melde mich sofort bei meiner Lehrkraft, wenn ich von Verstössen gegen eine dieser Regeln betroffen bin oder davon erfahre.

Mit der Benutzung eines Computers erkläre ich, mich an diese Regeln zu halten.
Zuwiderhandlungen haben Sanktionen zur Folge.